Bericht: Pecik und Stumpf wollten Hypo Kärnten retten

Tilo Berlin
Tilo Berlin(c) APA (Gert Eggenberger)
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Laut einem Medienbericht soll Tilo Berlin einen Einstieg des Investorenduos Ronny Pecik und Georg Stumpf abgelehnt haben. Demnach hätten die beiden die Bank alleine retten können.

Praktisch täglich kommen nun neue Erkenntnisse und unbewiesene Gerüchte hoch rund um den skandalumwitterten Verkauf der Hypo Alpe Adria Bank im Jahr 2007 an die Bayerische Landesbank (BayernLB). Die Hypo ist seit Ende 2009 verstaatlicht.

Das Nachrichtenmagazin "profil" berichtete am Wochenende unter Berufung auf geheime Notizen des Hamburger Vermögenswalters Tilo Berlin, wie Berlin den Deutschen eine de facto konkursreife Landesbank unterjubelte. Berlins Notizen seien von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden.

Stumpf und Pecik wollten Hypo retten

Der Zeitung "Österreich" zufolge deckt eine Anzeige auf, dass die Investoren Georg Stumpf und Ronny Pecik die Hypo retten wollten. Berlin sei dagegen gewesen. Pecik und Stumpf hätten der angeschlagenen Hypo mit einem 45-Millionen-Euro-Kredit aus der Patsche geholfen. Sie hätten dank der Liquidität ihrer Victory-Gesellschaft (damals etwa eine Milliarde Euro) auch locker die Bank im Alleingang retten können, so das Blatt. Sie lehnten aber die Beteiligung über Genussscheine ab, da ihnen der Deal bedenklich erschienen sei.

Tilo Berlin hatte sich innerhalb weniger Monate mit befreundeten Investoren in die Klagenfurter Hypo Alpe-Adria Bank eingekauft, die Anteile wenig später mit großem Gewinn an die Bayerische Landesbank weitergereicht und schließlich den Vorstandsvorsitz des Kärntner Geldhauses übernommen. Dass er in der Folge das Geschehene aufschrieb, soll "profil" zufolge jetzt für die Justiz von Interesse sein.

"Medien manipuliert, FMA genarrt"

Das "Zettelwerk" habe nur 33 Seiten, doch diese zeichnen ein reichlich verstörendes Bild der Geschehnisse zwischen Sommer 2006 und Herbst 2007. In offenen Worten beschreibt Berlin laut "profil", wie er ... Medien manipuliert, Finanzmarktaufsicht ebenso wie Parlamentarier genarrt und Geschäftspartner unter Alkohol gesetzt haben soll. Vor allem aber gestehe er erstmals zu, dass die Hypo Alpe-Adria schon Ende 2007 de facto pleite gewesen sei - wovon die Bayern nichts ahnten, so das Magazin. Für Berlin gilt die Unschuldsvermutung.

Auch von einem (nicht zustande gekommenen) geheimen Blitzkredit der Grazer Wechselseitigen ist in den Aufzeichnungen die Rede, weil im Dezember 2006 über Nacht ein Investor abgesprungen sei und Berlin die Zeit davonzulaufen drohte. Dies hätte die Finanzmarktaufsicht FMA alarmiert. Grawe-Chef Othmar Ederer hat in den letzten Monaten wiederholt erklärt, niemals bei Berlin auch nur einen Cent investiert zu haben.

Bayern wurden Informationen vorenthalten

Den im "profil" beschriebenen Notizen Berlins zufolge wird darin angedeutet, dass der BayernLB in den Verkaufsverhandlungen wesentliche Informationen aus dem Innersten der Hypo vorenthalten worden sein könnten:

Zitat laut Magazin: "Wenn die Bayerische Landesbank ... sich selbst ... aus dem Geschäft verabschiedet hätte, wäre die Hypo nicht zu retten gewesen. Bereits im Sommer war absehbar, dass eine größere Belastung aus dem Subprime-Thema in Verbindung mit weiteren notwendigen Bilanzbereinigungen das von uns beigebrachte Kapital von EUR 250 Millionen bis zum Jahresende mehr als verbraucht hätte. Der Wegfall des starken Partners hätte unsere Gegner reanimiert. Die Bank hätte das Jahr 2007 weder wirtschaftlich noch politisch überstanden."

(APA)

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