Ab Samstag stellt Ischgl den Skibetrieb ein. In Österreich gilt der Ort trotz 39 Erkrankter nicht als Risikogebiet.
Ischgl. Nachdem in den vergangenen Tagen zunehmend Fälle von Corona-Infektionen aus dem Tiroler Wintersportort Ischgl bekannt wurden, wird nun der Skibetrieb ab Samstag vorzeitig beendet. Zuvor wurden dort bereits alle Après-Ski-Bars geschlossen, weil am Samstag ein 36-jähriger Barkeeper positiv getestet wurde. Die Nachbargemeinden Kappl und See fürchten nun ebenso ein bevorstehendes Aus der Wintersaison.
Für Verwunderung sorgt, dass Ischgl in Österreich trotz 39 Erkrankter mit Ischgl-Bezug nach wie vor nicht als Risikogebiet gilt. Somit werden Ischgl-Urlauber nicht auf das Virus getestet. Das berichteten auch zwei Wiener der „Presse“. Anfang der Woche kehrte das Urlauberpaar aus Ischgl zurück. Beide zeigen Symptome und waren in einer der Après-Ski-Bars. Am Tag ihrer Abreise gab es in dem Ort 15 registrierte Fälle. Beim Anruf bei der Corona-Hotline wiegelte ein Mitarbeiter ab: Ischgl zähle nicht zum Risikogebiet, deshalb würde trotz Symptomen nicht getestet.
Tests nur nach Weisung
Zweiter Anruf: Wieder verweist ein Mitarbeiter darauf, dass es zu Ischgl keine Weisung aus dem Ministerium gebe. Ein Test wird nun trotzdem angeordnet. „Ausnahme“, heißt es. Ergebnisse standen zu Redaktionsschluss noch aus.
In Ländern wie Dänemark und Island gibt es bereits Reisewarnungen zu Ischgl – anders in Österreich. „Die Situation wird jeden Tag neu bewertet, bei Bedarf werden die Risikogebiete angepasst“, so das Gesundheitsministerium. Wer getestet wird, entscheide die Landessanitätsdirektion Tirol. Dort heißt es: Getestet werden Personen mit Symptomen und einem „nachvollziehbaren Kontakt“ zu einem Infizierten. (strei/wal)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2020)