Corona

Erster Todesfall, Besuchsverbote in Spitälern

In den heimischen Spitälern sollen Patienten und das Personal geschützt werden – weshalb nun ein Besuchsverbot gilt.
In den heimischen Spitälern sollen Patienten und das Personal geschützt werden – weshalb nun ein Besuchsverbot gilt.(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Österreich verzeichnet nun das erste Todesopfer, gleichzeitig steigt die Zahl der Infizierten stark. Für Spitäler und Pflegeheime wurde ein Besuchsverbot verhängt, um Kranke und medizinisches Personal zu schützen.

Wien. Ein 69-jähriger Covid-19-Patient ist in der Nacht auf Donnerstag im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital verstorben. Er ist das erste Todesopfer des neuartigen Coronavirus in Österreich. Der Mann hatte sich in Italien aufgehalten und an Vorerkrankungen gelitten, berichtete der medizinische Krisenstab der Stadt am Donnerstag – wobei Mediziner Christoph Wenisch betonte, dass der verstorbene Patient zuletzt wieder virenfrei gewesen sei. Allerdings habe das Virus zuvor schon zu großen Schaden angerichtet, betonte der Leiter der Infektionsabteilung im KFJ-Spital. Wobei Wenisch auch „eine gute Nachricht“ hatte: „Wir haben drei Patienten auf der Intensivstation“, und alle seien stabil.

Der Mediziner erklärte auch, wann Coronavirus-Patienten stationär aufgenommen werden. „Alle Patienten bei uns haben mindestens ein Organversagen.“ Konkret sei bei einer Covid-19-Erkrankung als Erstes die Lunge betroffen. Der Arzt betonte, dass es derzeit noch keine zuverlässige Anti-Corona-Substanz gebe. Deshalb kämen „experimentelle Therapien“ zum Einsatz. Die Erfahrungswerte seien aber noch zu gering, um sagen zu können, welche Arzneimixtur in welcher Situation am besten wirke.

Insgesamt sind in der Bundeshauptstadt (Stand: Donnerstagnachmittag) 66 Menschen an Covid-19 erkrankt, zwei davon schwer. Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, stünden 700 Spitalsbetten – 500 im Bereich des Wiener Krankenanstaltenverbunds, 200 in Privatspitälern – für intensivmedizinische Behandlung zur Verfügung, so der KAV. Allein im KFJ seien es 56 Betten, erklärte Wenisch. Landesweit gab es bis zum Donnerstagnachmittag 302 bestätigte Fälle, die meisten davon (81) in Tirol. Dort wurden nun planbare und nicht dringende Operationen schrittweise reduziert, um Kapazitäten auf den Intensivstationen zu haben.

Im Wiener AKH gab es unterdessen den ersten Coronavirus-Fall. Eine Patientin, die am Dienstag auf die Hämatologische Ambulanz gegangen war, wurde positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die Patientin wurde umgehend ins KFJ überstellt. Sie soll nicht schwer erkrankt sein, hieß es. Sämtliche Kontaktpersonen der Frau, die bisher ermittelt werden konnten, wurden abgesondert und befinden sich in Heimquarantäne.

Einer Prognose von Wiener Forschern zufolge würde bei ungebremster Ausbreitung allein in Wien auf dem Epidemie-Höhepunkt der Bedarf um etwa 32.000 Spitalsbetten ansteigen. Zum Vergleich: Derzeit gibt es laut TU Wien in der Bundeshauptstadt rund 10.000 Krankenhausbetten. Als Gegenmaßnahme hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am späten Donnerstagnachmittag ein weitgehendes Besuchsverbote in Spitälern verfügt. Schon zuvor hatte der Infektiologe und Hygiene-Experte Hannes Stockinger Besuchsverbote in allen heimischen Spitälern gefordert: „Es darf nicht sein, dass man in ein Spital geht wie in einen Supermarkt“, erklärte der Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie an der Medizinischen Universität Wien. Schließlich gehe es nicht nur darum, die Patienten zu schützen, sondern gerade auch die dort arbeitenden Spitalsmitarbeiter. Im Kampf gegen das Coronavirus sei es „wesentlich, dass unsere Krankenhäuser funktionieren“, erklärte der Mediziner.

Heer stellt Stellungen ein

Schon bevor Anschober ein weitgehendes Besuchsverbot in Spitälern verordnet hatte, war es bereits großteils umgesetzt. Bei den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes wurden z. B. schon am Donnerstagmorgen Besuchsverbote verhängt und Eingangskontrollen durchgeführt, um das Verbot umzusetzen. Ob das Besuchsverbot auch bei den Wiener Pflegewohnheimen kommt, war am Donnerstagnachmittag noch offen.

Bei der Vinzenz-Gruppe (Ordensspitäler) wurden (ebenfalls vor dem offiziellen Verbot) Angehörige aufgefordert, von Besuchen im Spital Abstand zu nehmen, wurde der „Presse“ erklärt: „Zusätzlich haben unsere Einrichtungen Veranstaltungen und Patientenschulungen abgesagt.“

Ein ähnliches Bild zeigte sich in den Bundesländern. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan und das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt hatten ein Besuchsverbot verhängt – wie auch die steirischen KAGes-Spitäler. Dazu kam die Besuchersperre von sechs Seniorenwohnhäusern der Stadt Salzburg. Die Stadt Wien hat unterdessen die Betreiber von privaten Kindergärten über die aktuellen Maßnahmen informiert – und dabei betont, dass die Einrichtungen „grundsätzlich als Ressource für Eltern“ offen zu halten sind. Daneben wurde für alle 25.000 heimischen Polizisten wegen des Coronavirus eine Urlaubssperre bis mindestens Ende April verhängt. Und auch das Bundesheer reagierte. Ab Montag werden Stellungen bis zum 17. April ausgesetzt.  (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2020)

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