Klimabewegung

Mehr als Greta: Die rot-weiß-rote Fridays-Welt

Kimademo am 20. September in Wien
Kimademo am 20. September in WienAPA/AFP/JOE KLAMAR
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Wie alles begann. Benedikt Narodoslawsky beschreibt in seinem neuen Buch die Entstehung der Klimabewegung in Österreich.

Der Zeitpunkt war mit Bedacht gewählt. Am Sonntag jährt sich der weltweite Klimastreik zum ersten Mal. Er brachte auch in Österreich Zigtausende junge Menschen auf die Straße – und Fridays for Future ins kollektive Bewusstsein.

Pech allerdings, dass man ein Jahr später hierzulande bei Demos bloß an eines denkt: Ansteckungsgefahr. Dabei wäre „Inside Fridays for Future“ eine gute Grundlage für allerlei Bilanzdebatten. Der – zugegeben, dezent abgegriffene – Titel sagt ziemlich genau, worum es geht. Benedikt Narodoslawsky zeichnet die Entstehung der rot-weiß-roten Klimabewegung nach – mit vielen Einblicken in deren „Maschinenraum“. Und er erklärt auch, warum sein Thema überhaupt relevant ist. Österreich ist nämlich tatsächlich eines der Länder, in denen die FFF am meisten politisch bewegt haben. Sie sind die Welle, auf der die Grünen zum Comeback gesurft sind. Sie sind auch mit ein Grund für das wieder erstarkte politische Interesse der Jungen, vor allem der Frauen: FFF sind, das ruft der Autor in Erinnerung, nicht nur jung, sondern vor allem weiblich. Es sind in erster Linie junge Frauen aus bürgerlichen Haushalten, die ganz vorn mit dabei sind. FFF stehen aber auch für die „Rückkehr der Experten“ in die Politik, noch bevor es die Expertenregierung gegeben hat. Denn im Chor mit den Jungen wurden damals auch die (lange frustrierten) Klimaforscher laut.

Zeichensprache. Die Stärke des Buchs ist aber auch seine Schwäche: Details. Akribisch beschreibt Narodoslawsky, wie sich die Bewegung zwischen Wien, Linz und Salzburg organisiert hat. Nach x Nacherzählungen von Vernetzungstreffen und Grundsatzdebatten fühlt man sich allerdings mitunter so, als stecke man selbst in einer solchen fest. Gleichzeitig sind es gerade die kleinen Beobachtungen, die ein Gespür für die Fridays-Welt vermitteln. Wie die Zeichensprache, die die Jungen bei Workshops verwenden: Wem es beispielsweise emotional schlecht geht, der formt mit seinen Händen ein Dach über dem Kopf. Dann werden alle Teilnehmer still und warten bis das „Care-Team“ mit dem Betroffenen geredet und „Bonding“, also Vertrauens- und Berührungsübungen mit ihm oder ihr gemacht hat, erzählt ein Teilnehmer Narodoslawsky, der auch immer wieder Chatverläufe und Gesprächsprotokolle in Text einfügt.

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