In Italien sind mindestens 69 Priester am Coronavirus gestorben. Einer von ihnen soll sein Beatmungsgerät einem jüngeren Mitpatienten gegeben haben. Die Geschichte ging um die Welt. Doch sie stimmt so nicht.
Wie soll man einen Seelsorger in Zeiten, in denen so viele dringend Beistand brauchen, von allen Kranken fernhalten? Vielleicht geht das gar nicht. Angaben der italienischen Kirche zufolge sind mindestens 69 Priester in Italien an Covid-19 gestorben, allein 23 von ihnen in der Provinz Bergamo. Doch kein Todesfall machte so viele Schlagzeilen wie der eines 72-jährigen Dorfpfarrers, der sein Beatmungsgerät einem jüngeren Mitpatienten überlassen haben soll. Bekommen haben soll er es von seiner Gemeinde, die dafür Geld sammelte.
Vielleicht brauchen wir in diesen Tagen große Heldengeschichten, vielleicht tut es aber auch eine Geschichte, wie diese hier.
In der 3200-Einwohner-Gemeinde Casnigo, 23 Kilometer von der Stadt Bergamo entfernt, wirkte von 2006 bis zu seinem Tod im März 2020 der Pfarrer Don Giuseppe Berardelli. Wer in den Lokalnachrichten und Sozialen Medien die zahlreichen Nachrufe liest, sieht einen leidenschaftlichen Dorfpfarrer vor sich, der mit seinem alten Moto Guzzi Galletto und einem noch älteren Helm durch die Gassen des beschaulichen Ortes brauste und für jeden ein freundliches Wort auf den Lippen oder ein offenes Ohr hatte.