Die Diskriminierung von Ausländern in China nimmt von Tag zu Tag zu. Viele Chinesen fürchten sich vor „importierten Virusfällen“. Dabei schleppen vor allem chinesische Heimkehrer Covid-19 ein.
Peking. Das El Nido im Pekinger Stadtzentrum ist eines jener Lokale, die vorwiegend von gut betuchten Expats aufgesucht werden: In einem traditionellen Hutong-Wohnhaus mit Innenhof gelegen, werden hier koreanisch inspirierte Tacos und lokal gebrautes IPA-Bier serviert. Seit einigen Tagen jedoch werden die Besucher mit einem Warnzettel an der Eingangstür begrüßt: „Leider sind wir dazu angewiesen worden, unseren Betrieb nur dann weiterführen zu dürfen, wenn wir nicht chinesische Gäste nicht mehr als Kunden akzeptieren.“
Einer der Barbetreiber, selbst kanadischer Staatsbürger, versucht sich zu rechtfertigen: „Es gibt sehr viele Sicherheitschecks in unserem Wohnviertel. Natürlich ist die Situation generell sehr angespannt.“ Es gebe zwar keine offizielle Order, Ausländer abzuweisen, doch die Nachbarschaftskomitees und Wachmänner stünden unter Druck, die Anweisung von ihren Vorgesetzten umzusetzen und möglichst Ärger in der Öffentlichkeit zu vermeiden.
Die sozialen Medien sind derzeit voll von Berichten von in China lebenden und arbeitenden Ausländern, die in Supermärkten abgewiesen, auf der Straße angepöbelt und scheinbar grundlos von Polizisten nach ihrem Ausweis gefragt werden. Einige Hotels haben Verbote für ausländische Gäste ausgesprochen. Auch Friseursalons und selbst einzelne Wohnanlagen sind für Ausländer Sperrgebiet.
Bereits Mitte März machte die deutsche Botschaft Peking in einem Rundmail auf das wachsende Problem aufmerksam: „Wir hören zudem, dass immer häufiger ausländische Personen nach ihrem Einreisedatum nach China gefragt werden. (. . .) Bitte tragen Sie deshalb Ihren Reisepass bei sich.“ Nur wer bereits länger als die Inkubationszeit in China unter Quarantäne war, kann seine Gesundheit beweisen.