Siebenmal Sommer: Das richtige Schuhwerk

Vom Sommerduft bis zum Sommerdrink – alles, was der lifestyleaffine Mensch in der heißen Saison braucht. Heute: Ein Paar zum Heißlaufen.

Wir haben erfolgreich verdrängt, dass Schlapfen vor nicht allzu langer Zeit noch als Synonym für Birkenstock standen. Niemand hätte vermutet, dass einmal Hollywoodstars mit diesem Ökolabel herumlatschen oder gar Supermodels wie Heidi Klum dafür designen würden – da wäre man glatt für verrückt erklärt worden. Heute wissen wir es besser: 2010 heißt der Bestseller von Birkenstock „Gizeh“ und von Gesundheitsschuhen ist er optisch so weit entfernt wie der Sprung von der einstigen Einheitsfarbe Weiß zur heurigen Sommerfarbe Pink.

Ähnlich läuft es bei Römersandalen. Einst als Jesuspatschen verschrien, haben Modedesigner den Riemchenschuh mit Goldschnallen, Strass und Schlangenleder ins 21. Jahrhundert gehievt. Nun wandern für Edelmodelle von Balenciaga oder Prada locker dreistellige Eurobeträge über den Ladentisch. Trägerinnen kaufen sich damit eben auch ein Statement: Sie könnten sich zwar teure Stilettos leisten, sind aber modern genug für flache Sandalen.

Dolce-Vita-Sandalen

Günstig wie eh und je stehen bunte Espadrilles im Regal. Selbst wenn Leute (dieselben, die immer noch zwei „Espressos“ bestellen) fälschlicherweise nach „Espandrillos“ fragen, weiß doch jeder, was gemeint ist: oben Leinen, unten Flachs. Luftdurchlässig und saugfähig – leider. Wer einmal damit in den Sommerregen kommt, weiß: Das ist der Anfang vom Ende. Erst werden die Stofflatschen steinhart, dann beginnen sie sich nach und nach aufzulösen. Zumindest die Billigversion davon. Denn selbstverständlich gibt es dieses Exemplar auch in der Promeniervariante: „Dolce-Vita-Espadrilles“ nennen sich die Modelle mit Keilabsatz und Bändern. Und die können dann durchaus Markenetiketten von Hermés, Marc Jacobs oder Miu Miu tragen.

Noch ein Schuh aus der Kindheit hat es in dieser Saison auf den Laufsteg geschafft: Pantoffeln, oder Clogs, wie sie in der Modewelt heißen. Karl Lagerfeld gaukelt uns damit Landidyll vor. Doch wenn Frau Bauer im wirklichen Leben damit ihren Einkauf erledigt, erinnert das Holz am Fuß eher an Arbeit im Stall als an Romantik auf dem Heuboden. Ganz abgesehen davon, dass herumzockelnde Neo-Hippies für das nervigste Geräusch des Sommers sorgen. Nach der Vuvuzela.

In der Galerie der sommerlichen Hassobjekte ähnlich weit oben: Crocs. Klingen nicht nur klobig wie Clogs, schauen auch mindes-tens so klotzambeinig aus. In diesem Schuh wirkt kein Fuß elegant. Und wenn Ärzte und Schwestern sich darin tatsächlich so wohl fühlen, dann sollen sie sie doch tragen. Im Nachtdienst.

Was nicht heißt, dass Plastikschuhe grundsätzlich schlecht sind. Ganz im Gegenteil. Aus der Kategorie Fußpilzprävention stammt zum Beispiel der beliebte
Jelly-Schuh. Auch wenn das durchsichtige Riemchenmodell die Füße heute öfter vor heißem Trottoir als vor Pilzen, stacheligen Seeigeln und giftigen Quallen schützt. Noch beliebter: Die nach der Geräuschabsonderung benannten Flipflops, die Havaianas als Nachfolger des „Zehentangas“ oder die Neo-Dianette Tkees. Früher zum Saunaslipper degradiert, leisten sie heute gute Dienste. Erstens: Man ist so nah wie möglich am Barfußgehen. So nah, dass zweitens Polizisten in Großbritannien die Plastiksandalen an betrunkene Mädchen verteilen, damit sie nicht mit ihren High Heels stürzen. Und drittens: Die Straßen werden nach und nach von Männern in Socken und Sandalen befreit. Diese Kombination ist mit Flipflops nämlich schier unmöglich.

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