Coronakrise

Maas warnt: Ischgl darf sich nicht wiederholen

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Der deutsche Außenminister dämpft Erwartungen an eine baldige Reisefreiheit. Viele Unternehmen der deutschen Reisebranche sind wegen der Coronakrise in großer wirtschaftlicher Not.

Zwei von drei Unternehmen sähen sich unmittelbar von einer Insolvenz bedroht, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. 80 Prozent der Firmen hätten bereits bei der deutschen Bundes-oder einer Landesregierung Hilfen beantragt, in drei Viertel der Unternehmen gebe es außerdem Kurzarbeit.

"Es muss dringend etwas passieren", erklärte DRV-Präsident Norbert Fiebig zu den Umfrageergebnissen. "Wenn wir nicht bald spezifische Unterstützung der Bundesregierung erhalten, wird es die mittelständisch geprägte Reisewirtschaft mit ihren vielen kleinen Reisebüros, Reiseveranstaltern und den touristischen Dienstleistern, so wie wir sie kennen, sehr bald nicht mehr geben."

Für die Erhebung hatte der DRV den Angaben zufolge von Dienstag bis Freitag seine Mitglieder befragt. Mehr als 500 Unternehmen beteiligten sich.

Österreich fährt Tourismus behutsam hoch

Angesichts der Diskussionen um die bevorstehende Urlaubssaison hat der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) die Erwartungen an eine baldige Öffnung von europäischen Reisezielen gedämpft. "Ein europäischer Wettlauf darum, wer touristische Reisen zuerst wieder zulässt, führt zu unvertretbaren Risiken", sagte Maas der "Bild am Sonntag".

"Was ein Infektionscluster in einem beliebten Urlaubsgebiet in den Heimatländern der Touristen anrichten kann, haben wir bereits erlebt", erinnerte Maas an die Infektionsfälle im österreichischen Skiort Ischgl. Das dürfe sich nicht wiederholen, mahnte der Minister. Stattdessen brauche Europa gemeinsame Kriterien für einen Weg zurück zur Reisefreiheit - "so schnell wie möglich, aber so verantwortlich wie nötig".

Auslöser für die Warnungen des deutschen Außenministers sind unter anderem die Überlegungen von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hinsichtlich einer möglichen schrittweisen Grenzöffnung für Urlauber etwa aus Tschechien oder Deutschland. "Wir dürfen uns die hart erkämpften Erfolge der letzten Wochen nicht kaputt machen", sagte Maas. Sonst werde es noch sehr viel länger Reisebeschränkungen geben.

Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hat nach Bedenken aus Deutschland klargestellt, dass Österreich den Tourismus nur behutsam hochfahren werde. "Es ist allen bewusst, dass der Sommerurlaub heuer ganz anders sein wird als gewohnt. Grenzüberschreitender Tourismus wird nur vorsichtig und Schritt für Schritt wieder möglich sein", sagte Schallenberg der deutschen "Bild"-Zeitung (Montag-Ausgabe).

Österreich werde mit Partnerländern und in engem Kontakt mit der EU-Kommission "gemeinsam an Lösungen arbeiten, wie ein behutsames Hochfahren des Sommertourismus wieder möglich sein könnte", sagte Schallenberg. Dafür kämen natürlich nur Länder in Frage, "die im Kampf gegen Covid ähnlich weit sind wie Österreich und ähnlich niedrige Infektionszahlen aufweisen".

(APA/AFP)

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