Die BH Landeck ließ die Daten aller isländischen Gäste im Ort erheben. In einer Aussendung vom 5. März ging Tirol davon aus, dass sich infizierte Isländer im Flugzeug angesteckt hätten.
Die Tiroler Behörden wussten bereits am 5. März, in welchen Hotels in Ischgl 14 isländischen Touristen genächtigt hatten, die nach ihrer Rückkehr aus Tirol positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Dies berichtete das Nachrichtenmagazin "Profil" in seiner Onlineausgabe am Montag unter Berufung auf ein E-Mail aus Island.
Laut profil warteten die Behörden daraufhin jedoch noch einen vollen Tag, bis die Isländer auch die genauen Namen der Gäste übermittelten. Erst dann seien anhand dieser Informationen Kontaktpersonen in den betreffenden Hotels ermittelt worden. In dem E-Mail sei zudem daraufhingewiesen worden, dass einige infizierte Isländer bereits am 29. Februar in ihre Heimat zurückgekehrt waren.
Von 90 Isländern zwei beim Arzt
Seitens des Landes hieß es, dass man vom Bund am 5. März über die Isländer informiert worden war. Da keine näheren Daten zur Verfügung standen, habe die BH Landeck noch am 5. März angeordnet, die persönlichen Daten aller Gäste aus Island ab Mitte Februar zu erheben. Über den in Ischgl niedergelassenen Arzt sei zudem geprüft worden, ob Personen aus Island mit grippeähnlichen Symptomen behandelt worden waren. Von insgesamt 90 Isländern seien nur zwei beim Arzt gewesen. Diese beiden habe man kontaktiert und es bestand kein Zusammenhang zu Covid-19. Der Arzt sei außerdem dazu angehalten worden, bei allen Patienten mit entsprechender Symptomatik einen Rachenabstrich durchzuführen.
Am Nachmittag des 6. März habe die Polizei dann schließlich die Namen der Isländer erhalten, teilte das Land mit. Daraufhin seien Kontaktpersonen in den betreffenden Hotels ermittelt worden. Lediglich bei einer der befragten Personen seien leichte grippeähnliche Symptome festgestellt worden. Sie wurde sofort isoliert und getestet - sie war negativ. Über einen Abstrich, den der Arzt aufgrund der Anordnung durchgeführt hatte, war man dann schließlich auf den Barkeeper gekommen.
Tirol ging von Ansteckung im Flugzeug aus
Wie sehr man in Tirol die Ansteckung im eigenen Land unterschätzte und eher davon ausging, dass Urlauber sich woanders angesteckt haben, zeigt auch eine Aussendung des Landes Tirol am 5. März, die der „Presse“ noch vorliegt. Dort heißt es:
„14 Personen aus Island, die bereits am Wochenende wieder abreisten, verbrachten vergangene Woche ihren Skiurlaub im Tiroler Oberland. Nach ihrer Rückkehr nach Island wurden mehrere Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Nach ersten Erhebungen und infolge einer schriftlichen Information vonseiten eines Betroffenen an den Beherbergungsbetrieb dürfte sich die Ansteckung erst im Flugzeug bei der Rückreise von München nach Reykjavik ereignet haben. „Unter dieser Annahme erscheint es aus medizinischer Sicht wenig wahrscheinlich, dass es in Tirol zu Ansteckungen gekommen ist”, so Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. (...) Derzeit finden weitere behördliche Abklärungen statt."
Hinsichtlich des „Profil“-Berichts verwies der Tiroler Landeshauptmann, Günther Platter (ÖVP), am Dienstag auf die geplante Aufklärung durch eine Expertenkommission verwiesen. Die Landtagsparteien wollen die Zusammensetzung der Kommission bis Donnerstag finalisieren. Auch Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) verwies auf die Expertenkommission. Es sei nun wichtig, dass diese "die Dinge untersucht". Das sei "gut und richtig so". Alle Beteiligten hätten aber "nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt", argumentierte Tilg.
(APA, Red)