Corona-Sperre

Grazer Parkhotel wehrt sich mit Gratis-Zimmern über Pfingsten

In Graz bleiben die Touristen aus
In Graz bleiben die Touristen ausDie Presse, Clemens Fabry
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Der Grazer Hotelier Philipp Florian "verschenkt" am Pfingstwochenende seine Zimmer und Suiten an Touristen. Er will damit auf die "herausfordernde Situation aufmerksam machen, vor der die österreichische Hotellerie steht"

Das Grazer Parkhotel "verschenkt" am Pfingstwochenende seine Zimmer und Suiten an Touristen. Hotelier Philipp Florian will mit dieser Aktion auf die "herausfordernde Situation aufmerksam machen, vor der die österreichische Hotellerie - und im Speziellen die Stadthotellerie - vor dem geplanten Wiederaufsperren nach dem Corona-Lockdown steht". Er will außerdem den Tourismus wieder ankurbeln.

Alle 68 Zimmer und Suiten des 4-Sterne-Traditionshauses in der Grazer Innenstadt sollen von 29. bis 31. Mai kostenlos Gästen zur Verfügung gestellt werden. "Wenn ich einen Blick in das Reservierungsbuch werfe, dann sehe ich fast ausschließlich leere Seiten. Es wird eine gesamtgesellschaftliche, vor allem aber auch eine gesamtpolitische Anstrengung brauchen, um den Tourismus in Österreich am Leben zu erhalten", betonte Florian am Dienstag in einer Aussendung.

Ein Aufruf zum gegenseitigen Preisdumping sei das nicht: "Ich kann und will die Zimmer in meinem Hotel nicht auch an weiteren Tagen kostenlos hergeben. Im Gegenteil: Wir sind als Branche gefordert, die Preise stabil zu halten, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch in Zukunft Arbeitsplätze garantieren zu können." Das "Parkhotel Graz - Traditional Luxury" zählt laut eigenen Angaben mit bis zu 20.000 Nächtigungen pro Jahr zu den führenden Hotel-Institutionen Österreichs sowie zu den ältesten familiengeführten Häusern des Landes.

Hoteliers vor Re-Opening verunsichert

Nach der Corona-Sperre dürfen die touristischen Beherbergungsbetriebe ab dem Pfingstwochenende wieder öffnen. Die Branche ist verunsichert, denn es gibt noch keine genauen behördlichen Vorgaben dafür. Bis zum 29. Mai haben die Hotels und Pensionen aber nur noch zweieinhalb Wochen Zeit, alles regelkonform vorzubereiten. "Planungen sind so fast unmöglich", so der Tourismusberater Ennemoser Consulting.

Jedenfalls sei eine Vorlaufzeit von vielleicht letztlich nur einer Woche viel zu knapp. Denn in der Theorie getroffene Aussagen hielten in der Praxis nicht immer stand. Die Hotellerie sei viel komplexer als die Gastronomie, die ja bereits ab diesem Freitag nach einem zweimonatigem Corona-Lockdown wieder hochfährt. "Eigentlich hätten aus diesem Grund die Regeln für die Hotellerie vor jenen der Gastronomie aufgestellt werden müssen", betonte Geschäftsführer Klaus Ennemoser, der früher Obmann des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich war, am Dienstag in einer Aussendung.

Spezifische Regeln fehlen

Die allgemeinen Regeln bezüglich Abstand und Hygiene, welche auch für die Gastronomie gelten, seien hinreichend bekannt, so der Tiroler Tourismusberater. Was fehle, seien die spezifischen Regeln für die Hotellerie, nach denen sich die Unternehmer richten könnten. Das praktische Umsetzen von notwendigen Maßnahmen könne nicht innerhalb einer Woche erfolgen, sind sich Branchenkenner einig. Was fehle, seien wichtige Parameter für strategische Entscheidungen - also ob und in welchem Ausmaß ein Hotel überhaupt öffnen kann.

Mangels Regelungen und Leitlinien wissen die Quartiergeber heute noch nicht wieviel Kapazität und Verpflegung sie vorhalten sollen. Ebenfalls unklar ist, ob bauliche Maßnahmen erforderlich sein werden, um coronakonform aufmachen zu können. Zu knapp vor der Eröffnung bekannt gemachte Regeln könnten auch zu Lieferengpässen führen, so die Befürchtung.

Keine Unternehmungen für Touristen möglich

Ebenfalls noch kein Bild machen kann sich die Branche davon, in welchem Ausmaß die touristische Infrastruktur ab dem Pfingstwochenende zur Verfügung steht. Diese ist aber ein wichtiger Bestandteil des Hotelprodukts. Denn der Urlauber will nicht nur schlafen, sondern auch etwas unternehmen.

"Dies sind nur einige essenzielle Fragen, die beantwortet sein müssen, bevor überhaupt der betriebswirtschaftliche Planungsprozess starten kann", erklärte Ennemoser. Marketing betreiben, Mitarbeiter anstellen und Einkäufe in den Zulieferbetrieben tätigen könne man erst nach einer validen betriebswirtschaftlichen Planrechnung. Die Gestaltung von Arbeitsverträgen und Zusagen für Mitarbeiter seien schon heute notwendig. "Und für eine solche Finanzplanung fehlen die Parameter."

Der Branchenkenner rechnet jedenfalls mit Verzögerungen beim Re-Opening: "Man wird wohl zwischen einem theoretisch möglichen und einem praktischen Eröffnungstermin unterscheiden müssen."

(APA)

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