Flächendeckende Tests sollen dafür sorgen, dass sich Touristen in Österreichs Hotels besonders sicher fühlen.
Wien. Der Sommer beginnt und die heimischen Tourismusbetriebe bangen dennoch um ihr Überleben. Die Branche gehört zu jenen, die von der Coronakrise besonders stark betroffen sind.
Viele Touristen aus dem Ausland können und dürfen derzeit aufgrund der bestehenden Reisebeschränkungen gar nicht nach Österreich kommen. Umso mehr bemüht man sich um jene aus Deutschland, die ab dem 15. Juni wieder ohne Einschränkungen hierherkommen können. Für eine groß aufgezogene Werbekampagne hat die Österreich-Werbung 40 Mio. Euro an Sonderbudget erhalten. Und dank eines „herausragenden Konzepts“ werde man viele, die mit dem Gedanken spielen, in Österreich zu urlauben, auch überzeugen können, sagten Bundeskanzler Sebastian Kurz, Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und WKO-Präsident Harald Mahrer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.
Jeder Gast könne sich nämlich nicht nur wohl, sondern auch besonders sicher fühlen. Dafür soll folgende Maßnahme sorgen: Tourismusmitarbeiter, allen voran jene, die direkt mit den Gästen Kontakt haben werden, sollen schon Anfang Juli flächendeckend auf das Coronavirus getestet werden, und zwar so oft wie möglich. Im Juni soll es solche Tests nur in ausgewählten Projektregionen geben. Welche das sein werden, will Mahrer Anfang der Woche bekannt geben. Ziel ist es, zu verhindern, dass sich im Fall einer Ansteckung das Virus unkontrolliert weiterverbreitet.
Möglichst viele Tests, so oft wie möglich
Die Kosten für die Tests trägt die öffentliche Hand. Durchgeführt werden sie von einem privaten Konsortium, das derzeit laut Mahrer gebildet wird. Angeboten werden die Tests über die Tourismusregionen. „Wenn die Kapazitäten gesteigert sind, kommen auch Köche und Co. zum Test. Ab Anfang Juli sollen in ganz Österreich 65.000 Tests pro Woche durchgeführt werden.“
Und wie wird reagiert, wenn ein oder mehrere Mitarbeiter positiv getestet werden? Muss dann der ganze Betrieb wieder zusperren? Nein, das solle nicht passieren. Positiv Getestete müssen in Quarantäne, die Häuser sollen jedoch weiter betrieben werden, sagte der WKO-Präsident.
Doch sollte man die Grenze nicht für viel mehr Nachbarländer öffnen, um genügend Touristen nach Österreich zu bekommen, wurden Kurz und Köstinger gefragt. Für viele Hotelbetreiber würde es sich unter diesen Bedingungen nicht lohnen, aufzusperren. Das kann man übrigens schon in der Gastronomie beobachten. Viele Wirte haben ihre Lokale wenige Tagen nach der Öffnung wieder geschlossen, weil die Kosten die Einnahmen bei weitem übersteigen.
„Tourismus ist für Österreich ein besonders wichtiger Wirtschaftszweig“, sagt Kurz. Jedoch werde man alles tun, um die Gesundheit der Menschen nicht zu gefährden. Die Grenzen würden deshalb nur für jene Länder geöffnet, die geringe Infektionszahlen aufweisen. Dazu zählen laut Köstinger auch die Schweiz und Lichtenstein. Sie führe aber ebenso intensive Gespräche mit Tschechien und anderen östlichen Nachbarn. Bei den südlichen Nachbarländern wie Slowenien und Italien sei die Lage allerdings heikler. Hier wolle man noch abwarten, betonte Kurz.
Was hilft dem Städtetourismus?
Für all die vielen Unternehmen, die vom Städtetourismus leben, dürfte die Situation noch länger sehr angespannt bleiben. Mit einem eigenen Konzept soll Reiseführern, Busunternehmen, Eventveranstaltern und anderen Branchen unter die Arme gegriffen werden. Doch noch gibt es das nicht: „Es ist komplex und nicht einfach“, gesteht Kurz. Es gäbe keine Blaupause, kein Modell, das man einfach kopieren könne. „Wir sind in Gesprächen mit Branchenvertretern, um Lösungen zu finden. Die Republik wolle einen Beitrag leisten, damit möglichst viele Betriebe diese schwierige Phase überleben.“ (hec)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2020)