Der dreifache Tour-Sieger Greg LeMond unterstellt Lance Armstrong erneut Doping und spricht von mafiösen Strukturen im Radsport. Er beschuldigt den Radsport-Weltverband der Mittäterschaft.
dreifache Tour-de-France-Sieger Greg LeMond hat seinem US-Landsmann Lance Armstrong erneut Doping unterstellt und den Radsport-Weltverband UCI der Mittäterschaft beschuldigt. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sprach LeMond von mafiösen Strukturen im Radsport. Es gelte die Regel "Schweigen, zahlen - es ist fast wie bei der Mafia". Die Spitze der UCI müsse gehen, damit die Chance auf ein wirkliches Groß-Reinemachen möglich sei.
"Das Schmlimmste, was dem Radsport passiert ist"
"Er und seine Leute waren meiner Meinung nach mit das Schlimmste, was dem Radsport passiert ist", sagte LeMond über Armstrong und dessen Umgebung, die auch die Tour-Organisation beeinflusst hätte. Armstrongs Rücktritt 2005 sei nur "Show" gewesen, weil Unruhe nach dessen nachträglich positiv analysierten Doping-Kontrollen der Tour 1999 entstanden wäre. Nach Informationen der "New York Times" soll LeMond am 30. Juli vor der Grand Jury in den USA aussagen. Nach Aussagen von Armstrongs Ex-Teamkollegen Floyd Landis über flächendeckendes Doping im früherem US-Postal-Team hatten die US-Behörden eine Untersuchung eingeleitet. LeMond sieht schwarz für den Tour-Rekordsieger. "Armstrong wird es erwischen, da bin ich mir sicher, er ist Geschichte."
LeMond, der mit Armstrong seit 2001 im Streit liegt, als er dessen Kooperation mit dem einschlägig bekannten italienischen Mediziner Michele Ferrari kritisiert hatte, unterstellte dem Texaner weitere Zahlungen an die UCI. "Ich habe von 500.000 Dollar gehört", sagte der Tour-Sieger von 1986, 1989 und 1990. Die UCI hatte nach Recherchen in ihren Archiven zuletzt insgesamt eine Summe von 125.000 Dollar eingestanden, die Armstrong dem Verband gezahlt habe. "Wurde vielleicht sogar Geld seiner Krebsstiftung zweckentfremdet?", fragte LeMond.
"Seltsame Dinge" im Müll
Im Müll des damaligen Armstrong-Teams Astana seien im vorigen Jahr "seltsame Dinge" gefunden worden und auch danach sei die UCI - wie nach den positiven Analysen 1999 - nicht tätig geworden. "Wenn er ein normaler Fahrer wäre und kein Krebs-Überlebender mit einer Maschine um sich herum - dann wäre er schon lange draußen", glaubt LeMond. "Gegen wenige Fahrer gab es doch so viele Belege und Hinweise wie gegen Armstrong. Jan Ullrich zum Beispiel oder andere waren wegen der Puerto-Affäre dran, klare Sache, sie mussten den Sport verlassen."
Armstrong habe 1999 bei seinem ersten von sieben Tour-Siegen einen "Deal mit der UCI" gehabt, da er ein Attest habe nachreichen dürfen. "Warum soll es nicht weitere geben?", fragte der 49-Jährige.
Zu den Landis-Vorwürfen habe der Verband geschwiegen. Der sonst so klagefreudige Armstrong, der in den Vorjahren allen Anschuldigungen juristisch begegnete, sei in dieser Beziehung zuletzt sehr zurückhaltend gewesen. Es gebe keine Armstrong-Klage, "weil Floyd die Wahrheit sagt. Und sie wissen es, er selbst, die anderen Beschuldigten, ihre Anwälte wissen es", meinte LeMond. Er selbst bestreitet Doping übrigens ebenso wie Armstrong, meinte aber: "Wäre ich Mitte der Neunziger Jahre Profi geworden - ich kann nicht ausschließen, dass ich nicht auch gedopt hätte".
(APA/Red.)