Andy Schleck kann Alberto Contador am Tourmalet nicht abschütteln. Der Luxemburger holt zwar den Tagessieg, kann aber nur wenige Sekunden gut machen. Der Spanier hat im Zeitfahren nun alle Trümpfe in der Hand.
Es war ein würdiger Ort, an dem die Vorentscheidung in der Tour de France 2010 gefallen ist. Der Col du Tourmalet ist einer der legendären Anstiege der Frankreich-Rundfahrt: 18,6 Kilometer bei einer durchschnittlichen Steigung von 7,6 Prozent. Schon vor dem Start war klar, das Andy Schleck am allerletzten Anstieg der Tour seine Attacke setzen musste, um Alberto Contador das Gelbe Trikot abzujagen.
Denn im Zeitfahren am Samstag ist Contador der Stärkere. Und Schleck versuchte alles, sein Team opferte sich auf für den 25-jährigen Luxemburger. Mit Vollgas fuhr Saxo Bank in den Anstieg hinein und sprengte so die Favoritengruppe. Knapp zehn Kilometer unter dem Gipfel setzte Schleck sein Attacke, doch Contador blieb an seinem Hinterrad. Sie lieferten sich ein einsames Duell. Den einzigen Angriff des Spaniers konnte Schleck souverän parieren, wirklich abschütteln konnte er ihn aber nie. Seite an Seite überquerten sie die Ziellinie. Contador überließ Schleck den Tagessieg. Im Gesamtklassement liegt er immer noch acht Sekunden vor Schleck.
"Ich hatte das Gelbe Trikot im Kopf, aber es war nicht möglich", meinte Schleck. "Ich habe alles versucht, aber er war immer an meinem Hinterrad."
Contador dagegen geht nun voller Zuversicht ins Finale. "Ich könnte gar nicht zufriedener sein. Das Wichtigste ist es, am Sonntag in Paris ganz oben zu stehen. Das war heute ein wichtiger Schritt in diese Richtung", versicherte der Spanier. "Mein Vorsprung ist nicht wirklich groß, aber ich vertraue meinen Stärken." Jenen im Zeitfahren. Auch Schleck musste erkennen: "Wenn es nicht noch Stürze gibt, dann sind die ersten beiden Positionen bezogen."
("Die Presse", Printausgabe vom 23. Juli)