„Basel III“ gefährdet bis zu 46.000 Jobs

Laut IHS könnten die Banken die Kreditvergabe um 20 Prozent zurückfahren.

Wien (höll). Strengere Eigenkapitalvorschriften für die Banken würden auch die Realwirtschaft empfindlich treffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch präsentierte Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag der Wirtschaftskammer. Weil die Banken mehr Eigenkapital vorhalten müssen, könnten weniger Kredite vergeben werden. Im schlimmsten Fall würden die Institute das Kreditvolumen um bis zu 20 Prozent zurückfahren, warnt IHS-Chef Bernhard Felderer: „Der realwirtschaftliche Schaden wäre beträchtlich.“

Die neuen Regeln könnten dazu führen, dass das Bruttoinlandsprodukt in fünf Jahren um 2,49 Prozent niedriger ausfällt. Dies würde wiederum den Verlust von bis zu 45.900 Arbeitsplätzen bedeuten. Die Studie basiert auf der Befragung von sieben Banken, die in Summe 55 Prozent der österreichischen Finanzbranche abdecken. Seit Monaten laufen die Banken gegen die neuen Vorschriften – im Fachjargon Basel III genannt – Sturm. Erst am Wochenende hatte die Bank Austria eine Studie präsentiert, wonach die heimischen Institute jährlich bis zu 9,6 Mrd. Euro brauchen könnten, wenn alle derzeit diskutierten Steuern und Auflagen kommen. Allein bei den Banken würden deswegen bis zu 10.000 Jobs gefährdet sein.

Felderer und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl fordern daher, Basel III zu einem späteren Zeitpunkt einzuführen, sonst wäre der ohnehin nur schwach vorhandene Wirtschaftsaufschwung gefährdet. Ursprünglich sollten die Regeln Ende 2012 in Kraft treten. Doch weltweit setzen sich die Regierungen für eine Verschiebung ein. Für keine gute Idee hält Felderer die Einführung einer Bankensteuer in Österreich. Denn nun sei es wichtiger, dass die Institute ihr Eigenkapital erhöhen, um für künftige Krisen gewappnet zu sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2010)

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