Die von den Banken gefürchtete Einführung von neuen Vorschriften zum Eigenkapital soll langsam vor sich gehen. Banken hatten gedroht, es könne sonst zu Engpässen bei der Kreditvergabe kommen.
Die wichtigsten Notenbanken und Bankenaufseher wollen den Instituten genügend Zeit geben, um das in den "Basel III"-Reformen geforderte Mehr an Eigenkapital aufzubauen. Der niederländische Notenbankchef Nout Wellink, der dem Baseler Ausschuss vorsitzt, betonte am Montag nach einem Treffen von dessen Aufsichtsgremium, Übergangsfristen sollten dafür sorgen, dass der Bankensektor die benötigten Mittel durch einbehaltene Gewinne und zusätzliche Kapitalaufnahme aufbringen könne. Viele Institute hätten bereits große Fortschritte bei ihrer Kapital- und Liquiditätsausstattung gemacht.
Die von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet geführten Baseler Aufseher kamen in einigen Punkten den Forderungen von Banken entgegen. Trichet sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zur Stärkung der Widerstandskraft des Bankensektors. Die Aufseher wollen verhindern, dass die Banken in einer weiteren Krise wieder auf Hilfe der Regierungen angewiesen sind.
Übergangsregelungen
Zugleich sollen dem Sektor keine zu engen Fesseln angelegt werden. Trichet versprach einer Mitteilung zufolge: "Wir werden Übergangsregelungen schaffen, die sicherstellen, dass der Bankensektor den wirtschaftlichen Aufschwung unterstützen kann." Banken hatten gedroht, dass sie bei zu harten Vorschriften oder einer zu schnellen Einführung die Kreditversorgung drosseln müssten. Dazu soll der Ausschuss im August seine Einschätzungen veröffentlichen, wie sich die geplanten Reformen auf die Realwirtschaft auswirken würden.
Beim Zeitplan für die Verabschiedung des Reformpakets drückt der Baseler Ausschuss aufs Tempo. Die mit Spannung erwarteten Zahlen - etwa zu den künftig geforderten Eigenkapitalquoten - sowie die Übergangsfristen sollen von den Aufsehern im September endgültig festgezurrt werden. Eingeführt werden soll das neue Regelwerk Ende 2012.
(APA)