Loveparade: Zahl der Todesopfer steigt auf 21

Zeichen der Trauer liegen am Montag, 26. Juli 2010, in Duisburg an der Stelle, wo bei der Loveparade
Zeichen der Trauer liegen am Montag, 26. Juli 2010, in Duisburg an der Stelle, wo bei der Loveparade (c) APN (Hermann J. Knippertz)
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Vier Tage nach der Massenpanik bei der Loveparade ist eine 25-Jährige ihren Verletzungen erlegen. Unterdessen mehren sich die Vorwürfe, dass Veranstalter und Bürgermeister Bedenken der Behörden ignoriert haben.

Vier Tage nach der Massenpanik auf der Loveparade in Duisburg ist die Zahl der Todesopfer auf 21 gestiegen. Eine 25-jährige Frau aus Nordrhein-Westfalen ist in einer Klinik ihren schweren Verletzungen erlegen. Das hat ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft am Mittwoch bestätigt. Die junge Frau starb in der Nacht auf Mittwoch.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger will am Mittwochnachmittag in Düsseldorf einen vorläufigen Bericht zu den Geschehnissen während der Techno-Parade vorstellen. Für die Opfer findet nächsten Samstag in der Duisburger Salvator-Kirche eine Trauerfreier statt, zu der auch Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet werden.

Der Duisburger Bürgermeister Adolf Sauerland verzichtet dagegen auf eine Teilnahme. Er wird von vielen Menschen für die Tragödie verantwortlich gemacht und soll bereits Morddrohungen erhalten haben.

Veranstalter in der Kritik

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" weist die vorläufige Untersuchung des Innenministeriums den Veranstaltern um Rainer Schaller große Verantwortung für das Unglück zu. Schaller ist Gründer und Geschäftsführer von Lopavent, die das Raver-Fest organisierte.

Wie die "SZ" berichtet, soll sich Lopavent mehrfach über Bedenken der Behörden hinweggesetzt haben. Die Firma habe völlig falsch berechnet, wie sich die Besucherströme auf dem Gelände verteilen. Schaller hat stets betont, alle Auflagen der Behörden erfüllt zu haben. Er will dagegen Fehler der Polizei bei der Kontrolle der Menschenmassen an den Zugängen ausgemacht haben.

Das Unglück am Samstag hat inzwischen 13 Frauen und acht Männer das Leben gekostet. Mehr als 500 Menschen wurden verletzt.

Druck auf Bürgermeister wächst

Unterdessen wächst auch der Druck auf den Duisburger Bürgermeister. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet unter Berufung auf Ermittler, nicht nur der Direktor der Berufsfeuerwehr habe Sauerland vor der Loveparade schriftlich seine Sicherheitsbedenken mitgeteilt, sondern auch ranghohe Polizeibeamte.

Das Stadtoberhaupt hatte am Dienstag bestritten, vor der Veranstaltung Warnungen erhalten zu haben. Sauerlands Verzicht auf die Teilnahme an der Trauerfeier begründete ein Stadtsprecher damit, dass er "die Gefühle der Angehörigen nicht verletzen und mit seiner Anwesenheit nicht provozieren" wolle.

Der Chef des Kulturhauptstadt-Projekts "Ruhr.2010", Fritz Pleitgen, nannte im Bayerischen Rundfunk Zeitdruck als mögliche Ursache für das Unglück. Als die Finanzierung endlich gesichert gewesen sei, habe es bis zur Veranstaltung selbst nicht mehr viel Zeit gegeben, um alles zu bedenken. "Das könnte ein Grund sein", sagte der frühere WDR-Intendant. Zugleich erklärte er, das Kulturhauptstadtprojekt habe sich zwar für die Loveparade eingesetzt, Druck sei aber nicht ausgeübt worden.

Rostock: Tunnel-Party verboten

Als Konsequenz aus dem Unglück von Duisburg ist in Rostock eine Techno-Tunnelparty verboten worden. "Wir lassen die vor einer Woche erteilte Genehmigung für die Veranstaltung im Warnowtunnel widerrufen", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums von Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch.

Sollten die Veranstalter rechtlich dagegen vorgehen, müssten sie ein neues Sicherheitskonzept vorlegen, sagte der Sprecher. In dem rund 800 Meter langen Tunnel unter dem Fluss Warnow hatten im Vorjahr mehrere Tausend Besucher gefeiert, einige sollen statt über Gehwege über die Autobahn 19 zu dem Tunnel gegangen sein.

(Ag.)

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