Zehntausende Menschen werden zur Trauerfeier in Duisburg erwartet. Aus "hohem Respekt vor den Angehörigen der Opfer" bleibt der heftig kritisierte Bürgermeister Sauerland dem Gottesdienst fern.
"Warum?" - diese Frage steht auf zahlreichen Plakaten an der inzwischen zu einer Art Pilgerstätte gewordenen Unglücksstelle in Duisburg. Die Kölner Polizei hat 60 Beamte in einer Ermittlungskommission zusammengezogen, um die Ursachen für die Katastrophe bei der Loveparade zu klären. Sie werteten eine Flut von Informationen aus, darunter auch zahlreiche Fotos und Videos, sagte eine Sprecherin. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Von den mehr als 500 Verletzten waren am Freitag noch 25 in Krankenhäusern.
Während sich die Stadt auf die Trauerfeier am Samstag vorbereitete, nahm der Druck auf Bürgermeister Adolf Sauerland zum Rücktritt auch aus der eigenen Partei zu. Am Donnerstag hatten mehrere hundert Demonstranten vor dem Rathaus der Ruhrgebietsstadt seinen Rücktritt gefordert. Sauerland wird vorgeworfen, Warnungen von Polizei und Feuerwehr in den Wind geschlagen zu haben. Er hat dies zurückgewiesen.
Der seit 2004 amtierende Sauerland lehnt einen Rücktritt ab und will über persönliche Konsequenzen erst entscheiden, wenn die Ursache des Unglücks geklärt ist. Sauerland hat angekündigt, nicht zur Trauerfeier zu erscheinen. Er tue dies aus "hohem Respekt vor den Angehörigen der Opfer", hatte er der "Bild"-Zeitung gesagt.
Sauerland will solange im Amt bleiben, bis die Verantwortlichkeiten beim Unglück geklärt sind. In einem Interview des Nachrichtensender N24 sagte der Bürgermeister: "Ich werde mich dieser Verantwortung stellen, ja. Aber diese Verantwortung kann erst dann übernommen werden, wenn wir wissen, was passiert ist." Er sei "sicher, dass es Fehler gab, dass Fehler gemacht wurden". Aber es müsse noch vieles getan werden, um aufzuklären. "Und das kann ich nur, wenn ich im Amt bleibe."
Zu der Trauerfeier werden Zehntausende Menschen erwartet. Neben zahlreichen Angehörigen aus dem Ausland werden in der Salvatorkirche auch Bundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und zahlreiche Minister erwartet. Da in der Kirche nur etwa 600 Menschen Platz haben, wird der ökumenische Gottesdienst auch außerhalb übertragen, so etwa im Stadion des MSV-Duisburg. Die Tribüne des Zweitligisten bietet für etwa 30.000 Menschen Platz.
(Ag.)