Die Industrie überrascht auf dem ganzen Kontinent mit solider Erholung. Der Weg zur vollständigen Genesung ist aber weit.
Wien. Die Hoffnung auf ein rasches Ende der Jahrhundert-Rezession lebt. Nachdem der private Konsum schon mit Ende des Lockdown in der Eurozone wieder kräftig angesprungen ist, zieht nun die Industrie nach. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Region, produzierten die Industriebetriebe im Juni 11,1 Prozent mehr als noch im Mai. Bei den hart getroffenen Automobilkonzernen schnellte die Produktion gar um 54,7 Prozent nach oben.
Mit dem Abarbeiten von Altaufträgen lässt sich das längst nicht mehr erklären. Tatsächlich sind die Orderbücher der deutschen Industrie bereits fast so gut gefüllt wie vor der Krise. Auch die Exporteure gaben zuletzt ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Im Juni verdienten deutsche Unternehmen mit 96,1 Milliarden Euro um 14,9 Prozent mehr im Ausland als im Monat zuvor. Die VW-Tochter Audi verkaufte im Juli trotz der Coronakrise bereits wieder mehr Autos weltweit als im Jahr zuvor. Im April waren die deutschen Ausfuhren aufgrund der Pandemie noch um 24 Prozent gesunken. Es war der mit Abstand größte Rückschlag für die Exportwirtschaft seit 30 Jahren. Nur wenige Wochen später sind die internationalen Käufer zurück, und die Branche erlebt nun die schnellste Erholung seit Beginn der Aufzeichnungen. „Die Erholung wird schrittweise breiter“, sagt Holger Schmieding, Chefökonom von Berenberg. Er rechnet damit, dass Deutschland im dritten Quartal bereits die Hälfte des Rückfalls wieder wettgemacht haben könnte.