Selbst- und Fremdbild klaffen bei der GenZ auffallend weit auseinander. Das sollte man wissen, wenn man Lehrlinge rekrutiert.
Aus Deutschland kommt eine beachtenswerte Jugendstudie. Azubi Recruiting Trends 2020 heißt sie und fasst nicht nur die Befragung von 5754 Schülern und Lehrlingen zusammen, sondern auch von 2001 Lehrern und Ausbildnern – eben jenen, die für die Jugendlichen verantwortlich sind.
Dabei fällt vor allem deren krasse Selbstüberschätzung auf. Besonders eklatant bei der Bewertung der eigenen Manieren: Drei Viertel der Jugendlichen schreiben sich ein gutes Benehmen auf die Fahnen. Ihre Ausbilder nehmen das anders wahr: Hier stimmen nur 17 Prozent zu.

Ähnliches gilt für die Einschätzung arbeitsbezogener Eigenschaften: Auch die Einschätzungen von Leistungsstärke, Durchhaltevermögen, Disziplin und Motivation klaffen weit auseinander (siehe Grafik).Bei der tägliche Arbeit bleibt das nicht ohne Folgen: Aus Sicht der Lehrer und Ausbilder leisten die Jugendlichen wenig, empfinden sich aber als gestresst und erschöpft.
Sinnfrage

Für Uni-Absolventen gilt es unter Personalisten als Erfolgsgeheimnis, ihnen eine „sinnstiftende“ Tätigkeit anzubieten. Schülern und Lehrlingen ist das vergleichsweise egal. Ganz oben auf ihrer Hitliste stehen der gute Unternehmensruf, die Übernahmequote, die Nähe zum Wohnort, eine möglichst hohe Vergütung und – ein wenig überraschend – Gesundheitsvorsorge. Weit abgeschlagen folgen Umwelt- und Klimaschutz, soziale Projekte und lokales Engagement. Der Eindruck der „Fridays for Future“ scheint nicht allzu nachhaltig zu sein.
Nichts Blaues vom Himmel versprechen

Noch eine Diskrepanz: Während Recruiter Jobmessen als wichtigste Bewerberquelle ansehen, reagieren die Jugendlichen auf Social Media-Marketing viel besser. Und sie stehen auf Ehrlichkeit: keine blumigen Versprechungen, sondern ehrliche Information über Beruf, Anforderungen, Perspektiven und Betrieb - und das so konkret wie möglich.