Commerzialbank Mattersburg

Puchers Töchter verloren im Bilanzskandal 800.000 Euro

Pucher bestreitet, sich oder seine Familie bereichert zu haben. Im Gegenteil: Seine Töchter sollen sogar zu den geschädigten Bankkunden gehören.

Ex-Commerzialbank-Chef Martin Pucher legte bei seiner Einvernahme ein Geständnis ab. Es tue ihm alles leid, sagte er laut ORF, der am Freitag aus dem Einvernahmeprotokoll zitierte. Pucher habe gestanden, dass es „ganz einzelne Fake-Kredite" schon vor 1992 gab. Zu den Geschädigten gehörten auch seine Töchter, die ein Firmenkonto gehabt hätten: „Das waren 800.000 Euro und auch dieses Geld ist weg.“

„Ganz grob geschätzt würde ich sagen, dass ich seit 1992 rund 40 Millionen Euro unrechtmäßig entnommen habe. Dieses Geld ist zur Gänze an den SV Mattersburg geflossen. Darüber hinaus habe ich auch Kreditnehmer durch Bargeldübergaben begünstigt", sagte Pucher laut dem Protokoll.

Vier Kreditnehmern - einer davon im Aufsichtsrat der Bank - habe er Geld gegeben, damit ihre maroden Betriebe weiterarbeiten könnten und die Bank frühere Kredite nicht verliere: „Die Kreditnehmer haben mit dem Bargeld eigene Rechnungen fingiert an fiktive Kunden und diese Rechnungen dann mit dem Bargeld bezahlt. Dadurch sind Scheinumsätze entstanden". Bei anderen Kreditnehmern sei es um kleine Bargeld-Beträge gegangen. Das Geld habe Pucher über Scheckeinlösungen oder Kreditzahlungen entnommen.

Bank-Vorständin Franziska Klikovits, für sie gilt die Unschuldsvermutung, soll „die Bargeldbeträge teilweise auch selbst in die Hand bekommen" haben. „Die Verschleierungshandlungen wurden zur Gänze von Frau Klikovits durchgeführt, ursprünglich in meinem Auftrag", sagte Pucher. Was sie während seines Krankenstandes gemacht habe, könne er nicht im Detail sagen, „aber sie muss diese Verschleierungshandlungen fortgeführt haben", mutmaßte der Ex-Bankchef.

SV Mattersburg wurde belogen

Den SV Mattersburg habe er belogen, gestand Pucher: Er habe „gesagt, dass das Geld aus dem Sponsoring kommt und zwar betreffend alle Sponsoren. Aus meiner Sicht hat beim SVM niemand erkannt, woher das Geld gekommen ist, jedenfalls hat mich niemand danach gefragt." Pucher bestreitet, dass er oder seine Familie sich bereichert hätten, er habe auch niemanden gewarnt vor dem Aus für die Bank.

„Ich bin am Ende, es tut mir extrem leid. Ich kann nur bei allen Geschädigten um Verzeihung bitten", soll Pucher bei seiner Vernehmung gesagt haben. Er habe immer gehofft, die Bank durch Patentrechte auf Energiegewinnung aus Abfall zu retten - und sei zu egoistisch gewesen, um Konkurs anzumelden.

(APA)

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