Ist Meischbergers Tagebuch ein PR-Coup zur Ablenkung von der Buwog-Causa, in die Meischberger und Grasser verwickelt sind? Etliche Haider-Weggefährten äußern diesen Verdacht. Er selbst hält es für überbewertet.
Wien (oli). Ist Walter Meischbergers Tagebuch ein PR-Coup zur Ablenkung von der Buwog-Causa, in die Meischberger und Karl-Heinz Grasser verwickelt sind? Etliche Haider-Weggefährten äußern diesen Verdacht, so auch der frühere BZÖ-Finanzchef Harald Fischl im „Kurier“: „Man wirft eine Nebelgranate, um von den wahren Leuten abzulenken.“ Das alles nütze derzeit Karl-Heinz Grasser und Co.
Sogar der Sprecher der Korruptionsstaatsanwaltschaft Friedrich Koenig meinte, das Tagebuch Walter Meischbergers enthalte bloß „Eintragungen vom Hörensagen“. Konkrete Beweise seien der Staatsanwaltschaft nicht bekannt.
Walter Meischberger selbst hatte im Gespräch mit der „Presse“ (Mittwoch-Ausgabe) erstmals persönlich Stellung bezogen: Er hält die Geschichte über die Haider-Millionen und -Konten für aufgebauscht. Das seien „nur Gerüchte“ gewesen. Er habe den ehemaligen Haider-Sekretär Franz Koloini lediglich auf diese Gerüchte angesprochen – „unter tausend anderen Dingen“. Koloini habe gemeint, ja er kenne diese Gerüchte auch seit Langem, wirklich Konkretes wisse er aber auch nicht.
Gedächtnisstütze bei Behörde
Walter Meischberger hielt fest, dass es sich bei seinen von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Schriften nicht um ein Tagebuch gehandelt habe, sondern um ein Notizbuch, ein „Aufarbeitungsinstrument“ als Gedächtnisstütze für die Einvernahmen bei den Behörden. Er habe einfach alles, was er erlebt habe, relativ formlos zu Papier gebracht. „Ich habe es danach auch nicht wieder gelesen.“
Meischbergers Anwalt fügte gestern dann noch hinzu, in dessen Notizbuch würden „Realität und Fiktion, Wunsch und Wirklichkeit verschwimmen“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2010)