Forschung

Die Coronakrise als Motivationsschub

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Anträge auf Forschungsförderung bei der FFG sind in der Krise um ein Drittel gestiegen. Die Förderungsgesellschaft sieht in ihr ein „Proof of Concept“ der Digitalisierung und eine Chance zur Transformation der Wirtschaft.

Die Straßen waren leer, die Grenzen dicht, Schulen wurden geschlossen und Betriebe standen still: Die sieben Wochen Lockdown im Frühling dieses Jahres werden in die Geschichte des Landes eingehen, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie werden Österreich dagegen noch lang begleiten. Auch die Forschungsförderungsgesellschaft FFG stellten die Coronamaßnahmen vor große Herausforderungen, erinnert sich Geschäftsführer Klaus Pseiner. „Das war bei uns ähnlich wie in anderen Unternehmen: Wir sind sofort in einen Home-Office-Betrieb gewechselt und haben alles daran gesetzt, unsere gesamten Geschäftsprozesse – sofern sie es nicht schon waren – zu digitalisieren. Denn unser Anspruch ist ganz klar, wir wollen die forschende Community jetzt bestmöglich unterstützen.“

Das sei ihnen bisher auch gelungen, so Pseiner, weder bei den Ausschreibungen noch bei den Vertragserstellungen oder bei den Auszahlungen sei es durch die Pandemie zu Verzögerungen gekommen. Im Gegenteil, ergänzt Henrietta Egerth, man habe die Prozesse in vielen Bereichen beschleunigen können, denn „unser oberstes Credo als Forschungsförderer lautet: ,Wer rasch hilft, hilft doppelt.‘“

Neue Ideen durch Covid-19

Für die angewandte Forschung ein Angebot, das intensiv genutzt wurde: Seit Beginn der Epidemie sind die Anträge für FFG-Förderungen aus dem Basisprogramm um 30 Prozent gestiegen, bei kleineren und mittleren Unternehmen sind es sogar 70 Prozent mehr Anträge. „Covid-19 hat in der Forschung zweifellos zu einem Motivationsschub geführt und auch viele neue Kooperationen und kreative Ideen ausgelöst. Es hat auch gezeigt, wie wichtig ein gutes Innovationssystem und eine gute Zusammenarbeit von Wirtschaft, Instituten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der öffentlichen Hand sind“, so Egerth.

Die Coronazeit sehe sie als „Proof of Concept“: Die Digitalisierung ermögliche neue Dienstleistungen sowie neue Formen der Steuerung von Prozessen, Warenströmen und Geräten. Auch in anderen Bereichen wie der Medizin, der Werkstoffentwicklung oder der Biotechnologie erwarte sie sich viele Fortschritte.

Mit den 26 Millionen Euro zusätzlicher Mittel, die im Rahmen des Corona Emergency Call von der Regierung zur Verfügung gestellt wurden, zeigen sich beide FFG-Geschäftsführer sehr zufrieden. Auch das lang geforderte und im Juni schließlich präsentierte Forschungsfinanzierungsgesetz, das eine mehrjährige Planungssicherheit in der Forschungsförderung mit sich bringt, ist für Pseiner und Egerth ein wichtiger Grundstein für das heimische Innovationssystem. Was aber noch fehle, sei eine langfristige, stetige Steigerung der Budgets für Forschung und Entwicklung, betonen beide.

Forschung als Lösungsansatz

Für Pseiner lässt sich die Strategie in der Coronakrise in drei Phasen teilen: Nach der ersten, in der Forschungsergebnisse unmittelbar zur Bekämpfung des Virus verwendet wurden, und der zweiten, in der wir uns derzeit noch befänden und in der die Forschungsbasis in Österreich stabilisiert werden müsse, komme die dritte Phase, „in der man effizient das Wachstum durch Forschung vorbereiten muss“. Dabei seien konjunkturelle Maßnahmen der Regierung entscheidend, so Pseiner.

Forschung sei ein Lösungsansatz und gleichzeitig ein Konjunkturmotor für die Wirtschaft, ist sich auch Egerth sicher. „Neben der Pandemie wird weltweit in Risikoanalysen nur ein Risiko einhellig noch höher bewertet: der Klimawandel. Daher ist es naheliegend, die notwendigen Konjunkturpakete nach der Coronakrise so einzusetzen, dass damit eine Transformation in eine klimaneutrale, smarte Wirtschaftsweise in Österreich und Europa eingeleitet wird.“

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