Prozess

Rapper Bushido berichtete vor Gericht über Zwang und Schwarzgeld

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Nach fünf Verhandlungstagen ist die chronologische Befragung nun im Jahr 2014 angekommen. Der angeklagte Clanchef hab den Rapper "wie sein Eigentum behandelt“.

Rapper Bushido hat im Prozess gegen einen Clanchef und drei seiner Brüder am Mittwoch erneut als Zeuge ausgesagt. Aus Scham habe er 16 Jahre lang niemandem offenbart, dass seine Beziehung mit dem Clanchef von Anfang an eine "erzwungene Zusammenarbeit war", sagte der 41-jährige Musiker vor dem Berliner Landgericht.

Seine Ehefrau sei dann ausschlaggebend gewesen, dass er sich getraut habe, mit dem Clanchef zu brechen. "Ich wollte nicht mehr, dass er Gewalt über mein Leben hat", dieser habe an ihm verdient und ihn "wie sein Eigentum behandelt". Es war bereits der fünfte Prozesstag mit Bushido, der mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi heißt, im Zeugenstand. Detailliert schilderte er, was seit den ersten Kontakten mit dem Angeklagten im Jahr 2004 passierte. Zu der ersten "unfreiwilligen Vereinbarung" sei es gekommen, nachdem ihm dieser geholfen hatte, aus einem Plattenvertrag auszusteigen. Der 44-jährige Hauptangeklagte habe kurz danach "30 Prozent von allem" verlangt. "Der Start war erzwungen", so der Rapper. Der Chef habe sich in den folgenden Jahren zunehmend in seine Musikgeschäfte gedrängt und auch Immobilienkäufe initiiert.

Bedroht, beschimpft, eingesperrt

Der Rapper und der Clanchef galten als Partner im Musikgeschäft. Laut Anklage kam es zu Straftaten, nachdem Bushido 2017 die Geschäftsbeziehungen aufgelöst hatte, der andere habe dies nicht akzeptieren wollen und von dem Musiker eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert.

Bushido sei im Dezember 2017 und Jänner 2018 bedroht, beschimpft, eingesperrt und mit einer Wasserflasche sowie einem Stuhl attackiert worden, so die Anklage. Die Brüder des Clanchefs im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt. Die Männer haben zu den Vorwürfen bisher geschwiegen. Verhandelt wird unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen.

50 Prozent kassiert

Jahrelang habe der Angeklagte "sein Leben an mir verdient", sagte der Rapper am Mittwoch. Der Clanchef, der seit 2007 offiziell als sein Manager agierte, habe "irgendwann 50 Prozent von allem bei mir kassiert", so Bushido. Ab 2013 habe er auch Termine für sogenannte Club-Shows organisiert. Bei solchen Veranstaltungen sei regelmäßig viel Schwarzgeld geflossen. "Wenn 20.000 Euro vereinbart waren, wurden mir 4500 Euro offiziell per Rechnung überwiesen, die Differenz wurde als Schwarzgeld gezahlt." Der Angeklagte habe dieses Geld zunächst bekommen. "Am Anfang steckte er mir meinen Teil am Flughafen zu", gab Bushido an.

2017 kam es zum Bruch mit dem Clanchef. Das Wichtigste in seinem Leben seien seine Frau und seine fünf Kinder, sagte Bushido. Vor drei Jahren habe er sich hinter die Ohren geschrieben: "Ich halte mich an Regeln."

Das Gericht hatte zu Prozessbeginn angekündigt, den Rapper als Zeugen chronologisch zu befragten. Der 41-Jährige ist im Jahr 2014 angekommen. Seine Vernehmung soll am Montag fortgesetzt werden.

(APA/dpa)

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