Börsengang

Klarna ist das wertvollste Fintech Europas

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Der schwedische Zahlungsdienstleister ist 10,7 Mrd. Dollar wert und plant Börsegang.

„Weil es für dich kein overdressed gibt“, steht auf dem riesigen Werbeplakat auf der Wiener Mariahilfer Straße im markanten Rosa von Klarna. Für das Finanz-Start-up (Fintech) kann es also nicht zu viel sein. Diese Einstellung zeigt sich nicht nur bei den Werbekampagnen, sondern auch bei der jüngsten Finanzierungsrunde.

Der schwedische Zahlungsdienstleister sammelte 650 Millionen Dollar (546 Mio. Euro) ein. Damit verdoppelt sich seine Bewertung auf knapp 10,7 Mrd. Dollar, umgerechnet rund neun Milliarden Euro. Zu den Investoren zählen Silver Lake, eine der großen Technologie-Investmentfirmen, und der Staatsfonds GIC aus Singapur.
Klarna ist nun das mit Abstand wertvollste nicht börsennotierte Fintech Europas. Checkout.com, ebenfalls ein Zahlungsdienstleister, kommt auf 5,5 Mrd. Dollar. Weltweit rangiert Klarna nach eigenen Angaben auf Platz vier.

Corona beflügelt Fintechs

Wie seine Konkurrenten Paypal und Afterpay profitiert Klarna von dem durch die Coronakrise verstärkten Trend zum Online-Shopping und zum digitalen Bezahlen. Verbraucher kaufen zunehmen im Internet ein, statt in Geschäfte zu gehen. Die entsprechenden Onlinezahlungen wickeln Firmen wie Klarna, Adyen, Worldline und Nets ab. Bis zu Bilanzskandal und Pleite zählte auch Wirecard zu den Wettbewerbern.

Angesichts des Booms des Onlineshoppings pumpen Investoren viel Geld in Fintechs: Allein im ersten Halbjahr 2020 wurden laut KPMG 25,6 Mrd. Dollar in die Branche investiert. In Europa seien es 4,6 Mrd. Dollar gewesen.

Begonnen hat das 2005 gegründete Unternehmen mit einem Angebot von Rechnungskauf für den Onlinehandel. Das Geschäftsmodell erweiterte sich durch Übernahmen der deutschen Start-ups Sofort GmbH, Cookies und Billpay. Inzwischen positioniert sich das Fintech als eine Art Shopping-Assistent, der den Käufern mittels Rechnungs- und Ratenkauf flexible Bezahlmethoden bietet und ihnen zugleich Rabatte bei diversen Händlern verspricht.
Zu den Partnern gehören 205.000 Händler wie H&M, Spotify und die Deutschen Bank. Insgesamt zählt Klarna 90 Millionen Kunden.

Rapper Snoop Dogg als Testimonial

Firmenchef Sebastian Siemiatkowski hatte zuletzt einen Börsengang in den USA in den nächsten ein bis zwei Jahren in Aussicht gestellt. Bisher ist Deutschland der größte Markt für Klarna. Dort steckt das Unternehmen hinter dem Online-Zahldienst Sofortüberweisung. Die Schweden expandieren stark in den USA und Großbritannien. Der Expansionskurs beschert der Firma allerdings Verluste. In der ersten Jahreshälfte hat sich der Fehlbetrag auf rund 53 Millionen Euro vervielfacht. Es sei wahrscheinlich, dass die aktuelle Finanzierungsrunde die letzte vor einem möglichen Börsengang sei, verriet ein Insider. Klarna werde wohl in einigen Monaten Gespräche mit Investmentbanken aufnehmen, die den Schritt aufs Parkett begleiten sollen.

Für Aufsehen sorgte zuletzt eine Werbekampagne mit Snoop Dogg, der 2019 Anteilseigner wurde. Der Rapper wurde zum Testimonial – natürlich im klassischen Klarna-Rosa.

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