Coronavirus

Zwischen Freude und Skepsis: Covid-Tests in Arztpraxen kommen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ärzte sollen künftig auf Corona testen können. Am Mittwoch beschließt der Nationalrat ein entsprechendes Gesetzespaket. Die Ärztekammer begrüßt den Vorstoß, andere Vertreter bleiben skeptisch.

Von vielen wurde es seit langem gefordert, nun schafft die Regierung die gesetzliche Grundlage. Covid-19-Tests sollen nun auch in Arztpraxen möglich sein. Das will der Nationalrat am Mittwoch beschließen.

Die Kosten für die Tests bei niedergelassenen Kassenvertragsärzten und Laboren sollen demnach die Krankenversicherungsträger tragen. Sie müssen den Ärzten ein Pauschalhonorar zahlen. Der Bund ersetzt den Kassen die Ausgaben aus Mitteln des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds. Die Regelung soll für die Dauer der Corona-Pandemie gelten.

In der Ärzteschaft steht man dem Projekt unterschiedlich gegenüber. Befürworter wollen die Entscheidung, ob jemand getestet wird, endlich wieder in den Händen von ausgebildeten Ärzten sehen. Kritiker befürchten unter anderem ein erhöhtes Ansteckungsrisiko für Ärzte und andere Patienten.

Ärztekammer: Muss freiwillig bleiben

Die Ärztekammer befürwortet die geplante Änderung, die sie schon mehrmals selbst angeregt hat. Vizepräsident Johannes Steinhart beharrte am Dienstag in einer Pressekonferenz allerdings auf der Freiwilligkeit für die Ärzte, die auch im Gesetz vorgesehen ist. Wie viele niedergelassene Ärzte sich tatsächlich an den Tests beteiligen würden, konnte Steinhart nicht genau einschätzen.

Steinhart betonte jedoch, dass die Infektionsgefahr für die Patienten und Ärzte minimiert werden müsse. Und er verwies darauf, dass man zwischen Ballungszentren und dem ländlichen Raum unterscheiden müsse. So könnte die bauliche Situation in Städten wie Wien für manche Praxen ein Problem darstellen. Deshalb kann sich Steinhart in Ballungsräumen die Schaffung von Zentren mit der Aufstellung von Containern vorstellen. Am Land wiederum wäre es eine Möglichkeit vor den Ordinationen Zelte aufzustellen. Jedenfalls plädierte der Vizepräsident für regional unterschiedliche Lösungen.

Hausärzteverband kritisch

Gegen die Ärztekammer und den Antrag formieren sich aber auch Gegner. Einige Wiener Hausärzte haben sich in einem Brief an die Ärztekammer gewandt, heißt es auf orf.at. In städtischen Ordinationen fehle ausreichend Platz, um die Tests sicher durchführen zu können, heißt es darin. Außerdem würden Testpersonen in Wien meist öffentlich anreisen und damit andere gefährden.

Mit Kritik meldete sich auch der Hausärzteverband. So befürchtet deren Präsidentin Angelika Reitböck, dass jetzt wohl noch mehr Patienten den Arztbesuch meiden werden, um dem Ansteckungsrisiko zu entgehen. Und hinzu komme auch noch eine mögliche Gefährdung des Arztes selbst. Der Vizepräsident des Österreichischen Hausärzteverbands Wolfgang Werner formuliert in der „Presse“ gleich „Zehn Gründe, die gegen Coronatests bei Hausärzten sprechen.“ Darin stellt er etwa auch die Honorierung und die Haftung für falsche Ergebnisse infrage. Zudem wäre das bisherige Vorgehen, bei einem positiven Test eine Ordination für 14 Tage zu schließen, für viele Ärzte und deren Patienten fatal.

Schutzausrüstung beschafft ÖGK

Auch die Frage, ob genügend Schutzausrüstung vorhanden ist, beschäftigt die Ärzte. Dies soll ebenfalls neu geregelt - und am Mittwoch beschlossen - werden. Für freiberuflich tätige Leistungserbringer im Gesundheits- und Sozialbereich (von den Ärzten über Pfleger bis zu Sozialarbeitern) ist künftig die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) zuständig, sofern die Beschaffung nicht eine Gebietskörperschaft übernimmt. Auch hier trägt der Bund die Kosten. Die konkrete Bedarfserhebung und auch Verteilung an die einzelnen Leistungserbringer soll durch die jeweiligen Berufs- und Interessenvertretungen organisiert werden.

(twi)

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