Die Infektion des Präsidenten ist über Nacht in einen US-Wahlkampf geplatzt, in dem die Coronakrise wieder die zentrale Rolle spielt. Trump versuchte sie nach Kräften aus dem Fokus zu drängen. Nun steckt er aber erst recht mittendrin.
Wäre dies Stoff für einen Hollywood-Blockbuster, würde das vollgepackte Polit-Drama an den Kinokassen wegen Unglaubwürdigkeit durchfallen. Die neun Monate des US-Wahljahrs 2020 im Zeitraffer: Die Abstimmung im Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump im Februar, als sich die Coronapandemie bereits schleichend ausbreitete, um die USA mit voller Wucht zu treffen; die Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt; das Ableben der Höchstrichterin Ruth Bader Ginsburg und die Schlacht um ihre Nachbesetzung; außer Rand und Band geratene Kandidaten in einem Tiefpunkt der TV-Debattengeschichte und zuletzt die Covid-Erkrankung eines Präsidenten, der die Gefahr öffentlich geleugnet hat und sie jetzt am eigenen Leib verspürt, als vorläufiger Höhepunkt der Wahlsaga – wie ein Cliffhanger in einer Polit-Serie.
Es sind noch 30 Tage bis zur Wahl, und der 74-jährige Präsident, der zur Risikogruppe zählt, an Übergewicht und hohen Cholesterinwerten leidet, ist vorerst in Spitalsbehandlung und für den Wahlkampf ausgeschaltet. Dabei betrachtete Donald Trump die TV-Debatten als vermeintlichen „Game Changer“, als Wende im Duell gegen den als „Sleepy Joe“ verhöhnten Joe Biden. Und dennoch liegt der Herausforderer in allen Umfragen hartnäckig voran, obwohl seine Schwächen zuletzt sehr deutlich zutage traten.