Berg-Karabach

Armenien und Aserbaidschan werfen einander Angriffe auf Zivilisten vor

Feuerwehrleute löschen ein Feuer nach Gefechten an der Grenze zur Region Berg-Karabach in der Stadt Barda.
Feuerwehrleute löschen ein Feuer nach Gefechten an der Grenze zur Region Berg-Karabach in der Stadt Barda.REUTERS
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Auf die Hauptstadt von Berg-Karabach, Stepanakert, gab es laut Armenien erneut Angriffe. Aserbaidschan spricht wiederum von Angriffen auf eigene Gebiete. Beide Seiten dementieren.

Im Kampf um die Kaukasus-Region Berg-Karabach haben Armenien und Aserbaidschan einander Angriffe auf Zivilisten vorgeworfen. Die von Armenien unterstützte Führung von Berg-Karabach teilte am Montag mit, aserbaidschanische Streitkräfte hätten die Hauptstadt Stepanakert beschossen. Aserbaidschan warf Armenien vor, Raketen auf mehrere Städte außerhalb Berg-Karabachs gefeuert zu haben.

"Der Feind feuert Raketen auf Stepanakert und Schuschi", sagte ein Sprecher der international nicht anerkannten Regierung Berg-Karabachs. Die Antwort der Verteidigungskräfte werde nicht lange auf sich warten lassen. Es gebe schwere Gefechte, sagte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums. Über Tote und Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.

Unabhängige Beobachter fehlen

Die Führung in Baku warf wiederum Armenien vor, dicht besiedelte Gebiete und zivile Einrichtungen auf aserbaidschanischem Gebiet mit Raketen beschossen zu haben. Diese seien von armenischem Territorium aus abgefeuert worden, wie Aufzeichnungen des Radarsystems ergeben hätten, erklärte das aserbaidschanische Verteidigungsministerium. Betroffen gewesen sei etwa die Stadt Tartar. Armenien wies Anschuldigungen Aserbaidschans zurück, für die Angriffe verantwortlich zu sein. Diese Angaben lassen sich nur schwer überprüfen, weil es kaum unabhängige Beobachter dort gibt.

Russland zeigte sich besorgt angesichts steigender Opferzahlen in der Zivilbevölkerung. Es sei eine schnellstmögliche Waffenruhe notwendig, forderte Außenminister Sergej Lawrow. Nach Angaben seines Ministeriums in Moskau telefonierte er am Sonntagabend mit seinem armenischen Kollegen Sohrab Mnazakanjan.

Türkei und Russland als Schutzmächte

Die überwiegend von christlichen Armeniern bewohnte Region Berg Karabach gehört völkerrechtlich zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, hat sich aber Anfang der 1990er Jahre davon losgesagt und nennt sich heute "Republik Arzach". Diese ist von keinem Land der Welt als Staat anerkannt. Da Armenien von Russland und Aserbaidschan von der Türkei unterstützt werden, droht der Konflikt im Südkaukasus zu eskalieren. Dort verlaufen wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines, mit denen Aserbaidschan den Weltmarkt beliefert.

(APA/Reuters/dpa)

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