Die österreichische Bundesregierung will weiter auf regionale Maßnahmen setzen, wie etwa im Tennengau. Dort sind ab Dienstag Veranstaltungen untersagt, teilweise gilt eine Sperrstunde ab 17 Uhr.
979 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind österreichweit innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden (Stand: Montag, 9.30 Uhr). Das ist der bisher höchste von Innen- und Gesundheitsministerium vermeldete Wert an einem Montag. Normalerweise sind die neuen Infektionszahlen an dem Wochentag niedrig, da am Wochenende weniger Tests eingemeldet werden. Nun wurden 13.668 Tests innerhalb eines Tages ausgewertet. Vier weitere Menschen starben in Österreich mit dem Virus, womit bisher 855 Tote zu beklagen sind. Die Zahl der aktiven Fälle stieg um 358 auf 11.378 Betroffene.
Der Schnitt der täglichen Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen lag am Montag bei 1057. Die meisten neuen positiven Tests innerhalb der vergangenen 24 Stunden gab es mit 327 in Wien, gefolgt von 170 in Nieder- und 130 in Oberösterreich. Ebenfalls dreistellig waren die Fallzahlen mit 124 in Tirol, darunter lagen sie in Vorarlberg (72 Neuinfektionen), in der Steiermark (49), in Salzburg (48), in Kärnten (30) sowie im Burgenland (29).
Bisher gab es in Österreich 56.298 positive Testergebnisse bei 1.822.931 Testungen. Am Montagvormittag galten 44.065 wieder als genesen. 561 Covid-19-Kranke befanden sich in krankenhäuslicher Behandlung, 34 mehr als am Vortag. 97 der Patienten wurden auf Intensivstationen
Regierung diskutiert zusätzliche Maßnahmen
Angesichts der gestiegenen Zahl an Neuinfektionen wird die Lage in der Bundesregierung derzeit evaluiert. "Zusätzliche Maßnahmen werden in der Bundesregierung aktuell diskutiert. Der Fokus liegt dabei vor allem auf gezielten regionalen Maßnahmen", hieß es am Montag auf Anfrage im Gesundheitsressort. Dies ist seit Montag etwa im Salzburger Tennengau der Fall. In dem Bezirk hat das Land Salzburg Sonntagabend Verschärfungen beschlossen. Ab Dienstag gilt ein komplettes Veranstaltungsverbot, Privatpartys außerhalb des Wohnraums sind untersagt. Da die Zahl der an Covid-19-Infizierten in Kuchl besonders hoch ist, wird in der Gemeinde darüber hinaus die Sperrstunde auf 17.00 Uhr vorverlegt, teilte das Land Sonntagabend mit.
Auf Spekulationen, ob es weitere Verschärfungen geben werde, wollte man sich im Gesundheitsministerium nicht einlassen, auch ein mögliches Datum wurde nicht genannt. Im Kanzleramt wurde darauf verwiesen, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in den vergangenen Wochen immer wieder auf schärfere Maßnahmen gedrängt habe.
Spekuliert wurde zuletzt, dass zumindest in orangen Regionen auf der Corona-Ampel die Zehn-Personen-Beschränkung für private Feiern auf fünf Personen reduziert werden könnte und die derzeit in Vorarlberg, Tirol und Salzburg auf 22.00 Uhr vorgelegte Sperrstunde österreichweit kommen könnte. Diese Einzelmaßnahmen wurden von Regierungsseite aber ebenso wenig bestätigt, wie das schon in der Vorwoche aufgekommene Gerücht über verlängerte Herbstferien in den orangen Bezirken.
Herbstferien wie geplant
Entsprechenden Spekulationen erteilte Bildungsminister Heinz Faßmann erneut eine Absage: Eine Verlängerung der Herbstferien zwischen 24. Oktober und 2. November über diese zehn Tage hinaus "ist derzeit weder geplant, noch beabsichtigt", betonte er im Ö1-Mittagsjournal. Faßmann wolle die Schulen so lange wie möglich offenhalten. Immerhin würden die Zahlen zeigen, dass Schulen nicht die Orte der Infektionsweitergabe seien. Gerade bei den Sechs-bis 14-Jährigen seien die Zahlen "ausgesprochen gering". Die Letztentscheidung über großflächige Schulschließungen liegt freilich laut Faßmann bei der Bezirksverwaltungsbehörde (im Bezirk) bzw. beim Landeshauptmann (im Bundesland) oder dem Gesundheitsminister (bundesweit).
Auch der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen Österreichs (BEV) sprach sich gegen eine Verlängerung der Herbstferien aus. Die Elternvertreter könnten sich sogar ein schulautonomes Aussetzen der Ferien vorstellen, um Eltern zu entlasten, hieß es.
Anschober schließt Lockdown aus
Bestätigt hat Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) aber bereits am vergangenen Freitag, dass er zusätzliche Maßnahmen "in der Schublade" habe, ohne aber konkret darauf einzugehen. Dass die Behörden entsprechende Überlegungen anstellten, verteidigte er als "höchst professionell". Einen möglicherweise bevorstehenden zweiten Lockdown schloss er jedoch de facto aus und betonte, dass dies gesetzlich nur vor einem flächendeckenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems möglich wäre, wovon man aber "meilenweit entfernt" sei.
(APA)