Wie die deutschen Musterschüler durch die zweite Welle kommen

Angela Merkel
Angela Merkelvia REUTERS
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Europas größte Volkswirtschaft steht noch immer besser da als viele Nachbarn. Doch es gibt heftigen Streit um den künftigen Kurs.

Diesmal hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) aus Sicht der Bundesländer den Bogen überspannt. Zwei Wochen nach Beginn des sanften Lockdowns drängte sie auf weitere Verschärfungen. Sie hatte dabei die Schulen im Visier. Merkel schwebte eine prinzipielle Maskenpflicht im Unterricht vor und eine Halbierung der Klassen, die einen teilweisen Fernunterricht bedeutet hätte. Doch die Länder leisteten Widerstand, darunter Parteifreunde wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident, Armin Laschet, der die Kanzlerin gern 2021 beerben würde. Merkel konnte ihren Ärger kaum verhehlen. Ein Zögern (bei Verschärfungen) koste im Zweifel immer mehr Geld, warnte die stets vorsichtig formulierende Kanzlerin. Aber Bildung und Seuchenschutz sind großteils Ländersache.

Der Krach zwischen Bund und Ministerpräsidenten verstellt dabei den Blick darauf, dass Europas größte Volkswirtschaft bisher besser durch die zweite Welle kommt als viele andere europäische Länder. Deutschland zählte zuletzt 307,6 Infektionen pro 100.000 Einwohner und binnen zwei Wochen. In Österreich war dieser Wert mehr als dreimal so hoch. In Deutschland gab es binnen zwei Wochen und pro 100.000 Einwohner 2,6 Covid-19-Todesopfer. Das ist bemerkenswert, weil die Zahlen in allen Nachbarländern mit Ausnahme Dänemarks um ein Vielfaches höher sind, im östlichen Polen (12,2) und in Tschechien (25,9), im Westen in Frankreich (11,4) zum Beispiel und im Süden in Österreich (6,4).

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