Warum die Bekämpfung des Islamismus allein nicht reichen kann, um gegen den islamistischen Terror zu gewinnen.
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Dass die Bundesregierung sich nach dem Terroranschlag in Wien ins Pflichtenheft geschrieben hat, den Kampf gegen den „politischen Islam“ aufzunehmen, ist grundsätzlich völlig richtig. In der Praxis wird es interessant sein zu beobachten, was mit „politischem Islam“ genau gemeint ist. Denn der Islam ist eine politische Religion in dem Sinn, als er nicht nur rein spirituelle Anleitungen gibt, sondern auch eine Art gesellschaftliches Betriebssystem darstellt, das viele absolut weltliche Aspekte des menschlichen Zusammenlebens regelt, weit über den religiösen Kern hinaus. „Es gibt keinen Islamismus, es gibt nur einen Islam“, hat schon vor vielen Jahren der türkische Staatschef, Recep Tayyip Erdoğan postuliert, der als ausgewiesener Kenner seiner Religion gilt.
Wenn aber der Islam auch politisch ist, was ist dann eigentlich politischer Islam? Vermutlich geht es bei diesem Begriff, ebenso wie beim „Islamismus“, darum, ein bestimmtes Narrativ am Leben zu erhalten: die Erzählung von der Handvoll Radikaler, die ihre Religion missbrauchen vis-à-vis den vielen Muslimen, die ihre Religion genauso weichgewaschen interpretieren wie viele Christen in der westlichen Welt.