Zwei Wochenend-Adressen bieten Gerichte im Glas und Delikatessen zweier Querkopf-Gastronomen. Und wie ich zur Sheba-TV-Katze mutiere.
Was unterscheidet den guten Koch vom Gastronomen, der gut kochen kann? Ersterer ist im Idealfall ein talentierter, handwerklich versierter Kreativer, beim Zweiten handelt es sich um eine Person, die das auch kann, darüber hinaus unternehmerisch fähig ist – und das alles gern und gut kommuniziert. Im Lockdown 2.0 fallen zwei Köpfe mit besonderem Engagement auf, obwohl ja eigentlich gar nichts geht. Die beiden sind sonst grundverschieden, haben aber eine weitere kleine Parallele: Sie sind nicht Everbody’s Teddybär. Da wäre etwa Toni Mörwald, der neben allem Genannten auch ein guter Lobbyist und etwa in Washington sehr erfolgreich wäre. Allerdings: Mörwald sagt Politikern vielleicht zu oft seine Meinung.
In der aktuellen Krise setzt er voll auf Take-away und seine riesige Delikatessenmanufaktur, für die er gemeinsam mit lokalen Produzenten freitags und samstags eine eigene „Markthalle“ in Feuersbrunn eröffnet hat. Von Gewürzen über Marmeladen bis zu Ölen und Nüssen gibt es kaum etwas, das nicht unter dem Mörwald-Label zu erstehen ist. In Wien bietet das Kochamt die entsprechende Palette, in seinem Stammhaus „Zur Traube“ kann man vom Schnitzel bis zum Saibling eine breite Auswahl an frisch gekochten Gerichten abholen.
Auch gibt es die mittlerweile klassischen Gläser, deren Inhalt man erwärmen soll. Die Erdäpfelsuppe mit Trüffel entpuppt sich als runde Sache, die den Winter einläutet. Wunderbar passt auch die Rindsroulade, die kaum aus dem Glas will: Das Rindfleisch schmeckt noch nach solchem, die Fülle und Wurzelbegleitung ist nicht die Seniorenvariante, sondern insinuiert mit knackigen großen Stücken Frische. Beim Kalbsrahmgulasch bleibt das Team Mörwald auf der eleganten Seite, also viel Rahm und sehr mageres Fleisch.
Gleiches Gericht, auch im Glas, völlig anderen Zugang fand ich bei Max Stiegl, der am Freitag und Samstag seine schönen Fertigprodukte in der Kettenbrückengasse 20 vertreibt: Sein gutes Kalbsrahmgulasch bleibt auf der Paprikaseite, mit leicht durchzogenen Stücken.
Innereien- und Fleisch-Spezialist Stiegl hat jüngst mit einem Tierkopf posiert und wurde von Tierschützern heftig angegriffen. Was soll ich sagen: Ich habe mir gleich eine halbe Gans geholt, die schon so vorgegart ist, dass sie auch der größte Küchendilettant in einer halben Stunde mit Grill und Co. perfekt hinkriegt. Zu jeder Gans-Box gibt es übrigens eine Rolle Klopapier dazu, 360-Grad-Versorgung also. In der Stiegl-Reihe widme ich mich jetzt dem Paprikahendl im Glas. Noch ein paar Wochen Lockdown, und ich mutiere zu einer dieser TV-Werbekatzen, die ständig nur mit dekadenten Happen gefüttert werden.
Mörwald Take-away, 3483 Feuersbrunn, Fr: 14–19 Uhr, Sa: 10–14 Uhr.
„Max at Home“, Kettenbrückengasse 20, 1050 Wien, Fr und Sa: 10–14 Uhr.
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