Caroline Paparella wohnt und arbeitet in einem Gründerzeithaus im 17. Bezirk – wie einst die Großmutter ihres Mannes, eine Kosmetikpionierin.
Rosafarbener Vorraum, türkise Vorhänge, gesteppte Sessel mit silbernem Jourtisch: das Beauty-Boudoir von Caroline Paparella, die seit 2019 in der Beletage des Hauses, in dem sie auch wohnt, ein kleines Kosmetikstudio eingerichtet hat. Und das ist kein Zufall – hier in der Urbangasse in Hernals wurde seit den 1920er-Jahren Kosmetik hergestellt. „Das Haus war ursprünglich mit 39 Wohnungen als Arbeiterhaus konzipiert“, erzählt Paparella. „Mit Souterrainlokalen, Pferdestall und Fiakergarage.“ 1907 ging es in den Besitz von Alois Sickinger über, dessen Tochter Mignon als Kosmetikerin hier in den 1920er-Jahren ihr Kosmetikinstitut Fiorella startete. Gemeinsam mit ihrem Mann, Ottone Paparella, dessen Namen sie 1927 annahm. „Fiorella wurde zu einem der Kosmetik-Pionierunternehmen in Wien mit Kosmetiklabor im Souterrain des Zinshauses zur Herstellung der eigenen Kosmetikprodukte.
Das Haus wurde in den vergangenen 50 Jahren immer wieder umgebaut, mit schließlich fünfzehn Kategorie-A-Wohnungen. Als die Kosmetikfirma-Gründerin 2002 starb, vermachte sie ihre Wohnung dem jüngsten Enkelsohn, Christof: „meinem Mann, der seine gesamte Kindheit hier in der Urbangasse verbracht hatte“.
Landleben trifft Ethno
Er renovierte die Wohnung 2005 mit Wand- und Türdurchbruch. Die ursprünglich für Haushalte mit Dienstboten strukturierte Küche neben dem Wohnungseingang wurde geöffnet und mit einer Bartheke ausgestattet. Zwei Badezimmer wurden eingebaut, Wände durchgebrochen, ein rustikaler Kamin mit altem Holzobersims als zentrales Element unter einem Wandbogen eingebaut. „Die Küche erinnert zwar an das kuschelige Landleben, hat aber nicht viel Tageslicht und muss stets beleuchtet werden. Für mich als passionierte Köchin stellt das manchmal eine kleine Herausforderung dar.“ Die Einrichtung enthält eine Reihe von Skulpturen und Bildern aus der Feder des italienischen Großvaters Ottone, der als Komponist, Maler und Bildhauer 1920 nach Wien kam und sich in die Tochter des Hausherren verliebte, ihr eine eigene Komposition „L'abbondonato“ widmete.
Deko-Elemente aus aller Welt
Die Wohnung in Beige-Bordeaux ist durch markante Stilelemente aus dem ländlichen Raum geschmückt. Rauhputz und Massivholztüren mit Spitzbögen treffen auf Deko-Elemente aus aller Welt: afrikanische und venezianische Masken, indonesische Schnitzarbeiten, einen ägyptischen Jourtisch mit orientalischer Lampe – ein polyglottes Sammelsurium, das sich harmonisch als Gesamtbild präsentiert. Die Schranktüren und die Küchenmöblierung wurden aus Eichenholz angefertigt – sie spiegeln den brasilianischen Holzstil wider.
Das Arbeitszimmer besteht aus Elementen der ehemaligen Ordination des Urgroßvaters Alois Sickinger. Der Kamin wurde aus spanischem Marmor mit böhmischem Gneis errichtet, das Wohnzimmer präsentiert sich gediegen mit venezianischen Sofas, einem ägyptischen Messingtisch und restaurierten Klavier der berühmten Wiener Klaviermanufaktur Ehrbar. Die beiden Badezimmer wurden im römischen Stil mit Feinsteinzeugfliesen sowie Marmorbordüren ausgestattet, die Küche hingegen mit einem praktisch integrierten Lavastein-Griller.
Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne: Beim Umbau des geschichtsträchtigen Hauses gab es einige Probleme zu bewältigen. Alle stillgelegten Gas-Lichtleitungen mussten aus der Wand geschnitten werden, die Beschüttung der Parkettböden war nach 100 Jahren komplett durchgetreten musste und genauso wie alle Heizungs- und elektrischen Installationen völlig erneuert werden.
Die Kastenfenster mit Schmuckkassetten mussten komplett saniert werden, wurden aber in ihrer Originalform erhalten. „Zur Öffnung der Küche, um den Barbereich möglich zu machen und um Kaminzimmer und Wohnzimmer durch einen Torbogen zu verbinden, mussten zwei Stahlträger eingezogen werden, die mit einem Kran durch das Wohnzimmerfenster in die Wohnung befördert wurden.“ Im Garten liegt versteckt ein kleines Gartenhäuschen. Es wurde 2017 renoviert – die Dachterrasse soll nächstes Jahr folgen. Ob die einstmals frei stehende Badewanne wieder errichtet wird, ist allerdings noch offen.
ZUM ORT, ZUR PERSON
Der 17. Bezirk wurde 1892 aus den Orten Hernals, Dornbach und Neuwaldegg gebildet, die Urbangasse liegt im ehemaligen Dornbach. Es entstand ab 1044 aus einem Hof des Stifts Sankt Peter. Eigentumswohnungen kosten in Hernals zwischen 2869 und 4966 Euro/m2 (Erstbezug) bzw. zwischen 1847 und 3640 Euro/m2 (gebraucht). Caroline Paparella betreibt in Wien zwei Kosmetikstudios.