Großbritannien

Wenn Corona den Brexit doppelt

Eurostar terminal at St Pancras International in London
Eurostar terminal at St Pancras International in LondonREUTERS
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Die Doppelkrise aus einem mutierten Covid-Virus und dem bevorstehenden No-Deal-Brexit führt dem Land seine Verwundbarkeit vorAugen.

In tiefster Beunruhigung sucht der Brite gern Trost bei einem kleinen Scherz: Die Zeitungsschlagzeile „Nebel im Ärmelkanal – Kontinent abgeschnitten“ aus den 1930er-Jahren wurde sprichwörtlich für den britischen Hochmut gegenüber dem kontinentalen Europa. „Dies gekrönte Eiland/Dies Kleinod, in die Silbersee gefaßt“, wie es bei Shakespeare heißt, ist mit dem Auftauchen einer neuen, hoch ansteckenden Variante des Coronavirus nun von der Außenwelt mehr und mehr abgeschnitten. Scheitern auch die Brexit-Verhandlungen in den letzten verbleibenden Tagen vor Jahreswechsel, wird der völlige Bruch zwischen dem Königreich und dem Kontinent zur Tatsache.

Nach Inkrafttreten eines neuerlichen Lockdowns in London und Südostengland begannen am Sonntag mehr und mehr europäische Staaten die Grenzen für die Einreise aus Großbritannien zu schließen, darunter auch Österreich. Mittlerweile ist ihre Zahl auf 30 gewachsen. Nichts aber wog so schwer wie die Entscheidung Frankreichs, auch den Güterverkehr mit Großbritannien einzustellen, „um unsere Bevölkerung zu schützen“. Es habe „keine Vorwarnung“ gegeben, betonte der britische Verkehrsminister Grant Shapps gestern. Der Hafen Dover, den sonst bis zu 10.000 Lastwagen pro Tag passieren, machte dicht. Kilometerlange Staus waren die Folge und mit Sperren hielt die Polizei die Zufahrten geschlossen.

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