Die Konzentration der Gesundheitssysteme auf Covid-19 gefährdet Fortschritte an anderen Fronten.
Gesundheitsexperten der Vereinten Nationen schlugen schon früh Alarm: „Alles konzentriert sich auf den Kampf gegen Covid“, warnte etwa im Mai Robin Nandy, Leiter des Impfprogramms des UN-Kinderhilfswerks Unicef. „Die Gesundheitssysteme sind so belastet, dass mancherorts die Routineversorgung ausgesetzt worden ist.“ Die Experten warnen vor einem Anstieg anderer gefährlicher Krankheiten wie Masern, Malaria, Tuberkulose oder HIV/Aids. Die Pandemie habe vor allem in Entwicklungsländern Fortschritte im Gesundheitsbereich zunichtegemacht.
Beispiel Tuberkulose, mit zehn Millionen Neuinfektionen und mehr als 1,4 Millionen Todesfällen pro Jahr die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Dort hat es in den vergangenen Jahren gute Fortschritte gegeben. Seit 2015 ist die Zahl der Infektionen laut der Weltgesundheitsorganisation WHO um neun Prozent zurückgegangen, die Zahl der Todesfälle um 14 Prozent. Nun aber seien viele Ressourcen in die Bekämpfung des Coronavirus umgeleitet worden, erklärte die WHO. Lucica Ditiu von der Initiative Stop TB schätzt, dass der Kampf gegen die Infektionskrankheit durch die Pandemie um vier bis fünf Jahre zurückgeworfen worden ist.