Quergeschrieben

Aschbachers Rücktritt: Ein Glück für Kurz, ein Schaden für Frauen

GEORG HOCHMUTH / APA / picturede
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Der Bundeskanzler sorgte für einen Kompetenzschub in der Regierung. Die Plagiat-Affäre aber schadet wieder nur den Frauen in der Politik und beflügelt Vorurteile.

Die Berufung von Martin Kocher, Verhaltensökonom, in die Regierung ist eine wirklich gute Entscheidung von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Inhaltlich, weil sie einen Kompetenzschub für die Koalition bedeutet. Taktisch, weil Kurz damit beweist, dass Loyalität und Freundschaft aus Zeiten der Jungen ÖVP doch nicht die einzige Voraussetzung für ein Ticket im Team sein müssen.

Die Jungmänner-Gruppe in den Kabinetten der Ministerien wird weder die Message, noch die Person Kochers kontrollieren können. Positive Überraschungen sind in der Politik selten. Der Amtsantritt Kochers ist eine solche. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass er mit seiner Selbsteinschätzung im ORF-Interview am Montag nicht recht behalten wird. Er meinte, die Erwartungshaltung an ihn sei „vielleicht zu groß“. So gesehen war der Rücktritt von Arbeitsministerin Christine Aschbacher ein Glücksfall für Kurz. Er gab ihm Gelegenheit, um der Sache willen, ein Risiko einzugehen.
Es soll hier nicht erörtert werden, ob ein Minister sich so rasch zurückgezogen hätte wie Aschbacher. Zu jenseitig waren die veröffentlichten Textstellen aus ihren akademischen (!) Arbeiten.

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Sehr wohl erörtern soll man zwei andere Aspekte. Der eine findet sich in einem Leserbrief an die „Presse“: Darin wird die Tatsache, dass Aschbacher als Ministerin mit drei kleinen Kindern eine Dissertation verfasst haben soll, als „Verhöhnung und Schlag ins Gesicht all jener Frauen gewertet, die sich zwischen Familie und Beruf zersprageln“. Diese Reaktion zeigt, dass Österreich ein grundsätzliches Problem mit Leistung hat.

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