Humanitäre Helfer stehen im Fadenkreuz der Taliban. Die Extremisten wissen: Die wirkungsvollste Waffe gegen Hass ist Hilfe.
Der letzte Schock für die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen liegt kaum einen Monat zurück. Damals wurde eine zehnköpfige Gruppe von Helfern (Amerikanern, Briten, Deutschen und Afghanen) von den Taliban erschossen. Sie hatten gerade gegessen, als die Bewaffneten sie in ein Waldstück führten und die Mitglieder der humanitären Organisation „International Assistance Mission“ exekutierten.
Afghanistan wird für Helfer zu einer immer gefährlicheren Region: 2008 waren vier Mitarbeiter des International Rescue Committee in einem Taliban-Hinterhalt umgekommen, fünf Freiwillige von Ärzte ohne Grenzen starben im Jahr 2004 durch die Hand der Taliban.
Dabei haben die Helfer in der Vergangenheit nie einen Unterschied zwischen Hilfsbedürftigen, die vielleicht sogar mit den Taliban sympathisieren, und Loyalisten der Regierung in Kabul gemacht.
Die düsteren Drohungen der Taliban, nun auch die Helfer in Pakistan angreifen zu wollen, sind ernst zu nehmen. Hilfe von außen zerstört die Propaganda der Extremisten, die den Menschen weismachen will, dass die Menschen im Westen Feinde Afghanistans oder Pakistans seien. Ein von den USA finanziertes Care-Paket oder medizinische Behandlung durch europäische Ärzte ist ein Nachweis der Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Dieser Nachweis ist gerade in gefährlichen Gebieten, die unter der Herrschaft der Taliban stehen, zu erbringen. Die wirkungsvollste Waffe gegen Hass ist Hilfe.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2010)