Bildung

Wien plant digitalen Elternsprechtag

PK NACH GESPRAeCHEN ZU DERADIKALISIERUNGSMASSNAHMEN
PK NACH GESPRAeCHEN ZU DERADIKALISIERUNGSMASSNAHMENAPA/GEORG HOCHMUTH
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Neos-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr will die Elternarbeit verstärken – vor allem bei Kindern mit Migrationshintergrund. Geplant sind Workshops, Videodolmetscher und Video-Elternsprechtage.

Wie geht man mit Eltern um, die ihre Kinder vernachlässigen, indem sie sich nicht um deren Bildungserfolg kümmern? Und wie mit Eltern, die unterstützen wollen, es aber nicht schaffen, beispielsweise aufgrund von Sprachbarrieren.

Eine Folge: 71 Prozent der Volksschulkinder wechseln später in eine AHS, allerdings nur 41 der Kinder mit Migrationshintergrund, erklärte Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Dienstag – und beantwortete die Fragen nach dem Umgang mit herausfordernden Eltern selbst: Diese müssen besser in die Schulkarriere ihrer Kinder einbezogen werden. „Deshalb ist mein erster Schwerpunkt als Bildungsstadtrat der Ausbau der Elternarbeit.“ Die wird (vor allem) direkt an den Wiener Schulen ausgebaut, dazu kommt ein Maßnahmenbündel, um Eltern zu unterstützen und einzubeziehen.

Gleich vorweg: Zwang lehnt Wiederkehr ab. „Es geht um eine respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe.“ Nachsatz: „Und es sollen niederschwellige Maßnahmen sein, um die Eltern zu erreichen.“ Das Ziel: Eltern sollen gestärkt und informiert werden, wie sie ihre Kinder im Schulalltag besser unterstützen können. Auch in Erziehungsfragen sollen diese Eltern mehr Kompetenz aufbauen.

Absage an Sanktionen

Die Ankündigung reiner Freiwilligkeit überrascht, hatte Wiederkehr doch in einem „Presse“-Interview vor wenigen Wochen noch eine verpflichtende Teilnahme an Elternsprechtagen gefordert – kombiniert mit Sanktionen, falls das nicht eingehalten werde. Am Dienstag erklärte er plötzlich: Sanktionen, auch finanzieller Natur, seien derzeit nicht angedacht.

Aber mit welchen Maßnahmen will Wiederkehr die Elternarbeit in Wien voran treiben? Vor allem, wenn das Angebot nur in sehr geringem Ausmaß von jenen angenommen wird, für die es wichtig wäre? Wiederkehrs Antwort: Mit niederschwellige Seminaren und Workshops in den Wiener Bildungsgrätzeln, Video-Dolmetscher sollen künftig zum Einsatz kommen, wo es eine Sprachbarriere gibt.

System mit Video-Dolmetscher

Außerdem wünscht sich der Neos-Bildungsstadtrat einen digitalen Elternsprechtag, um die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern niederschwellig zu gestalten. Dazu laufen bereits Gespräche mit der Bildungsdirektion: „Das alles sind Maßnahmen zur Erreichung von Bildungsgerechtigkeit“, erklärte Wiederkehr, der ankündigte: Bei all diesen Angeboten für Eltern werde es auch nicht deutschsprachige Angebote geben.

Im Bereich eines Video-Dolmetscher-Systems läuft derzeit im Bildungsgrätzel Brigittenau ein Pilotprojekt. Erprobt wird das System für den Pflichtschul- und AHS-Bereich. Auf diesem Weg soll die Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern erleichtert und verbessert werden. Am Ende des Pilotprojektes wird entschieden, ob und in welchem Ausmaß die Video-Dolmetscher eingeführt werden. Wie Ursula Struppe, Leiterin der MA 17 (Integration und Diversität) erklärte, könnten bis zu 24 Sprachen angeboten werden.

Neue Studie über Elternarbeit

Wie die Situation derzeit ist, ließ Wiederkehr nun in Form einer Studie erheben. Demnach kann Elternarbeit das Ziel erreichen, Chancengleichheit im Bildungssektor herzustellen. Dafür muss man allerdings die Eltern erreichen. Dafür braucht es bestimmte Voraussetzungen: Beispielsweise eine Rücksichtnahme auf das kulturelle Umfeld und Angebote, die Rücksicht auf die Deutschkenntnisse der Eltern nehmen. Wie es eine der Studienautorinnen, Friederike Weber formulierte: „Mit einem Schulaushang nur auf Deutsch, mit dem Hinweis auf einen Vortrag“ werde man schwer erreichbare Eltern sicher nicht erreichen. Dazu lieferte Weber auch Zahlen: Ein Drittel der Wiener Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren wohnen in einem Haushalt, in denen beide Elternteile keine eigenen Erfahrungen mit dem österreichischen Schulsystem gemacht haben.

Wiederkehr kündigte am Dienstag ebenfalls einen Förder-Call an. Also einen Ideen-Wettbewerb, bei dem Projekte eingereicht werden können, die die Elternarbeit fördern. Dafür stehen bis zu 250.000 Euro bereit. Eingereicht werden können sie bei der MA 17 (Integration und Diversität). Einreichungen dafür sind bis zum 28. Februar möglich. (stu)

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