Stadtgespräch

Wien: Rot-blauer Schlagabtausch um Grundstücksdeal

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Die FPÖ nimmt den Donaustädter Bezirkschef Nevrivy (SPÖ) politisch unter Beschuss. Der bekommt nun Schützenhilfe.

Die Causa Wienwert ist nun um eine Facette reicher. Der frühere Wienwert-Chef Stefan Gruze hat am Dienstag über seinen Anwalt Norbert Wess erklären lassen: Die Vorwürfe, die gegen ihn im Zusammenhang mit einem Grundstücksgeschäft in der Donaustadt erhoben werden, seien unzutreffend. Von Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) seien ihm keine Amtsgeheimnisse weitergegeben worden.

Das geplante Immobilienprojekt der Wiener Linien sei damals nämlich schon längst bekannt gewesen. Auch habe Nevrivy kein Sponsoring von ihm verlangt, wie fälschlicherweise in den Medien berichtet wurde.
Worum geht es? Am Sonntag war bekannt geworden, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den Donaustädter Bezirksvorsteher, Ernst Nevrivy, ein Ermittlungsverfahren führt. Es geht um den Verdacht der Verletzung des Amtsgeheimnisses, der Bestechlichkeit, des Beitrags zur Untreue und der Vorteilsannahme zur Beeinflussung.

Grundstück teuer weiterverkauft

Im Mittelpunkt des Ermittlungsverfahrens steht u. a. ein Grundstücksdeal im Jahr 2017. Damals hatten die Wiener Linien geplant, Nachbargrundstücke einer Remise in der Attemsgasse in Kagran zuzukaufen. Dem Donaustädter Bezirksvorsteher Nevrivy seien die Intention und später der Aufsichtsratsbeschluss der Verkehrsbetriebe bekannt gewesen. Er soll diese internen Informationen an den Chef der 2018 pleitegegangenen Immobiliengesellschaft Wienwert bzw. WW Holding, Stefan Gruze, weitergegeben haben, so der Vorwurf.

Im selben Zeitraum soll Nevrivy von der Wienwert AG einen Vorteil für einen Dritten in Form eines Sponsorings in der Höhe von 30.000 Euro an eine im Bezirk beheimatete Musikband angenommen haben. Nun verteidigt Gruze also den Bezirksvorsteher – mit einem überraschenden Argument. Es habe sich bei dem Grundstückdeal „ausschließlich um ein privates Investment gehandelt“, die Wienwert-Gruppe stehe damit nicht in Verbindung. „Stefan Gruze war vom Aufsichtsrat zu solchen privaten Investments berechtigt“, hält dessen Anwalt fest, der einräumt: Richtig sei, dass das Grundstück um 1,3 Millionen Euro angekauft und rund ein Jahr später um 2,15 Millionen zuzüglich Umsatzsteuer wieder verkauft worden war. Das bezeichnet Gruze als „völlig marktübliches Geschäft, das in keiner Weise mit Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy in Verbindung steht“.

Streng vertraulicher Aktenvermerk

Das will die FPÖ nicht glauben. Sie verwies am Dienstag auf einen Aktenvermerk, wonach die Causa damals streng vertraulich gewesen sei. FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp: Nevrivy habe ein streng vertrauliches Dokument an Gruze weitergegeben, „und dieser konnte aufgrund der Nevrivy-Insiderinfos einen Megadeal landen“. Das wiederum dementierte auch Nevrivy heftig.

E-Mails: martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

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