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Golden Globes vergeben: Wenn die Stars die Jury kritisieren

Die Moderatorinnen Tina Fey und Amy Poehler: "Let's see what these European weirdos nominated this year."
Die Moderatorinnen Tina Fey und Amy Poehler: "Let's see what these European weirdos nominated this year."(c) imago images/ZUMA Press (NBC via www.imago-images.de)
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Jane Fonda las der Branche die Leviten, Tina Fey witzelte böse über die Zusammensetzung der Jury. "The Crown" holte vier Globes, wichtige Preise gingen an "Borat 2" und "Nomadland“.

Viel Wirbel hatte es bei den Golden Globes schon im Vorfeld um die Frage der Jury, ihrer Zusammensetzung und Beeinflussung durch Geschenke gegeben. Am liebsten nominiert sie weißes Mittelmaß, lautet ein häufig gehörter Vorwurf. Die Kritik an den Entscheidungsträgern wurde bei der Verleihung, die mit massiven coronabedingten Einschränkungen und teils streikender Technik stattfand, auch angesprochen. Etwa von den Moderatorinnen Tina Fey und Amy Poehler. Sie wiesen darauf hin, dass die Jury kein einziges schwarzes Mitglied habe. Dann die saftige Bemerkung: "So, let's see what these European weirdos nominated this year."

Über die Vergabe der Preise bestimmt ja der Verband der Auslandsjournalisten - mit nur rund 90 Vertretern. "Wir sagen 'um die 90', weil einige von ihnen Gespenster sein könnten", sagte die Komikerin Fey. "Und es gibt ein Gerücht, dass das deutsche Jury-Mitglied nur eine Wurst ist, auf die jemand ein Gesicht gemalt hat." 

Sehr deutlich war auch die Grande Dame Jane Fonda, die mit dem Cecil-B.-DeMille-Preis ausgezeichnet wurde. Sie las der Filmindustrie geradezu die Leviten, sprach die aktuell heftig kritisierte fehlende Diversität der Jury an. Beim Film gehe es ums Erzählen von Geschichten - diese seien so wirkmächtig, weil sie es möglich machten, die Wahrnehmung der Menschen zu ändern. „Aber da gibt es eine Geschichte über uns in der Branche, die wir aus Angst nicht sehen oder hören wollten. Es ist die Geschichte, wen wir respektieren und ins Rampenlicht stellen und wen wir ausschalten. Es geht darum, wer einen Platz am Tisch angeboten bekommt und wen wir nicht in den Raum lassen, wo die Entscheidungen gefällt werden. Es betrifft also uns alle – inklusive jener, die entscheiden, wer einen Job bekommt und welcher Film gedreht wird und wer einen Preis gewinnt.“ Man solle gemeinsam dafür kämpfen, dass „alle nach oben kommen und alle Geschichten eine Chance haben, gesehen und gehört zu werden“.

Jane Fonda, hier bei der Verleihung, brilliert aktuell in der Serie "Grace und Frankie".
Jane Fonda, hier bei der Verleihung, brilliert aktuell in der Serie "Grace und Frankie".(c) imago images/ZUMA Press (Rich Polk via www.imago-images.de)

Der Verband der Auslandsjournalisten ging während der Show nur in einem kurzen Statement auf die jüngsten Vorwürfe ein und kündigte an, die Zusammensetzung der Jury ändern zu wollen.

"Borat 2" und "Nomadland" beste Filme

Und wer wurde nun ausgezeichnet? Die Komödie "Borat Subsequent Moviefilm" des britischen Komikers Sacha Baron Cohen war als Sieger im Bereich Filmkomödie die große Überraschung (>> zur Kritik: Borat unter Corona-Leugnern). In der Fortsetzung seines im Jahr 2006 gedrehten Kassenschlagers "Borat" hatte er wieder einen fiktiven kasachischen Fernsehreporter gespielt. Im Vorfeld schon hoch gehandelt worden war das Roadmovie "Nomadland" von Regisseurin Chloe Zhao. Der Film gewann die Auszeichnung für das beste Filmdrama. Zhao wurde auch als beste Regisseurin geehrt, Cohen als bester Hauptdarsteller einer Komödie.

US-Schauspielerin und Sängerin Andra Day (36) gewann den Globe als beste Drama-Darstellerin. Sie holte die begehrte Auszeichnung mit ihrer Hauptrolle in "The United States vs. Billie Holiday", einem Biopic über die Jazz-Sängerin Billie Holiday. Die gewohnet Gala gab es freilich nicht, die Nominierten wurden heuer virtuell von Standorten in aller Welt dazu geschaltet.

Serien: "The Crown" holte vier Globes

Das Schachdrama "The Queen's Gambit" hat sich in der Kategorie beste Miniserie oder Fernsehfilm gegen die von Maria Schrader inszenierte deutsche Serie "Unorthodox" durchgesetzt. Auch als beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm holte "The Queen's Gambit"-Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy gegen Shira Haas, die in "Unorthodox" eine ultra-orthodoxe Jüdin spielt, die Trophäe.

"The Crown", die Serie um die britischen Royals, holte vier Globes, darunter Preise für bestes TV-Drama und für die beste Darstellerin. Die Auszeichnung ging an Emma Corrin für ihre Darstellung der jungen Lady Diana. Josh O'Connor, der Darsteller des Prince Charles, gewann den Darstellerpreis, Gillian Anderson wurde als Margaret Thatcher beste Nebendarstellerin. Die Feel-Good-Comedy "Schitt's Creek" wurde als beste TV Comedy Serie ausgezeichnet, beste Komödien-Darstellerin wurde Catherine O'Hara.

Emma Corrin beeindruckte als junge Diana.
Emma Corrin beeindruckte als junge Diana.(c) APA/AFP/NBCUniversal/CHRISTOPHER POLK (CHRISTOPHER POLK)

Streaming-Gigant Netflix holte bei den 78. Golden Globes insgesamt sechs TV-Preise und vier Filmpreise. Die Golden Globes gelten neben den Oscars und den Emmys als wichtige Preise für Film und Fernsehen. Neben 14 Film-Trophäen werden elf Preise in Fernsehkategorien vergeben.

Helene Zengel geht leer aus

Die deutsche Nachwuchshoffnung Helena Zengel (12) verpasste übrigens die Sensation und musste sich als beste Nebendarstellerin Hollywood-Star Jodie Foster geschlagen geben. Zengel war für ihre Rolle in dem Western "Neues aus der Welt"(das auf Netflix zu sehen ist, >> zur Kritik) an der Seite von Tom Hanks nominiert gewesen. Die Schauspielleistung der Zwölfjährigen hatte für Furore gesorgt. Das Bewerberfeld bei den Golden Globes war allerdings hochkarätig: Als beste Nebendarstellerin nominiert waren neben Foster, die die Auszeichnung für ihre Darstellung im Terrorismus-Thriller "The Mauritanian" erhielt, auch Glenn Close, Olivia Colman und Amanda Seyfried.

Rosamunde Pike erhielt den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin in der Sparte Komödie/Musical. In der bissigen Satire "I Care a Lot" spielt sie eine eiskalte Betrügerin (>> zur Kritik: Eine elegante Menschenhändlerin). Die Britin setzte sich mit ihrem Auftritt unter anderem gegen Kate Hudson ("Music"), Michelle Pfeiffer ("French Exit") und Maria Bakalova ("Borat Subsequent Moviefilm") durch.

Chadwick Boseman posthum geehrt

Erster Preisträger des Abends war der Brite Daniel Kaluuya gewesen. Er erhielt den Globe als bester Nebendarsteller für seine Rolle in dem Historiendrama "Judas and the Black Messiah" als Black-Panther-Aktivist Fred Hampton. Es ist sein erster Globe-Gewinn. Kaluuya setzte sich bei der 78. Globe-Verleihung unter anderem gegen Bill Murray ("On the Rocks") und Sacha Baron Cohen ("The Trial of the Chicago 7") durch.

Als bester Hauptdarsteller in einem Drama wurde Chadwick Boseman ("Ma Rainey's Black Bottom") posthum ein halbes Jahr nach seinem Krebstod im August ausgezeichnet. Seine Witwe Taylor Simone Ledward nahm unter Tränen den Golden Globe entgegen.

Das Familiendrama "Minari" von US-Regisseur Lee Isaac Chung (42) holte den Golden Globe in der Sparte "bester nicht-englischsprachiger Film". Der Regisseur nahm die Trophäe in der Nacht zum Montag in einer Live-Schaltung entgegen. Mit "Minari", hauptsächlich in koreanischer Sprache gedreht, waren unter anderem Filme aus Italien, Frankreich und Dänemark im Rennen gewesen. Das deutsche Politdrama "Und morgen die ganze Welt" von Regisseurin Julia von Heinz hatte es nicht unter die fünf Nominierten geschafft.

Die Nominierten wurden heuer virtuell von Standorten in aller Welt dazu geschaltet.
Die Nominierten wurden heuer virtuell von Standorten in aller Welt dazu geschaltet.(c) APA/AFP/NBCUniversal/CHRISTOPHER POLK (CHRISTOPHER POLK)

Gewinner wichtiger Kategorien

  • Bestes Filmdrama: „Nomadland"

  • Beste Komödie/Musical: "Borat Subsequent Moviefilm

  • Beste Regie: Chloé Zhao ("Nomadland")

  • Bester Schauspieler Filmdrama: Chadwick Boseman ("Ma Rainey"s Black Bottom")

  • Beste Schauspielerin Filmdrama: Andra Day ("The United States vs. Billie Holiday")

  • Bester Schauspieler Komödie/Musical: Sacha Baron Cohen ("Borat Subsequent Moviefilm")

  • Beste Schauspielerin Komödie/Musical: Rosamund Pike ("I Care a Lot")

  • Bester Nebendarsteller: Daniel Kaluuya ("Judas and the Black Messiah")

  • Beste Nebendarstellerin: Jodie Foster ("The Mauritanian")

  • Bester nicht-englischsprachiger Film: "Minari" (USA)

  • Bestes TV-Drama: "The Crown"

  • Beste Miniserie: "The Queen's Gambit"

  • Beste TV Comedy Serie: "Schitt's Creek"

(rovi/ag.)

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