Die Grünen stehen in Baden-Württemberg vor einem Wahltriumph, weil sie nicht nur in Großstädten, sondern auch am Land Volkspartei wurden. Wie das ging? Besuch beim ersten grünen Bürgermeister Deutschlands in Maselheim. Seit 1991 ist er im Amt.
Nur wenige Kilometer nach der Autobahnabfahrt lösen sanfte Hügel die ebene Ödnis ab. Der Weg führt jetzt durch kleine, heimelige Orte. Wäre die Landschaft hier ein Gemälde, man könnte es „Heile Welt“ taufen.
Die grünen Wiesen führen in die Irre. Denn eigentlich ist dieses Land, Oberschwaben, tiefschwarz. Wikipedia spuckt es als alte Hochburg der Christdemokraten aus. Klöster deuten die tiefe Verwurzelung des Katholizismus an und hübsch verputzte Hausfassaden den Wohlstand. Hier regieren der Herrgott und sein Juniorkoalitionspartner, die CDU. So war das fast immer.
Wer verstehen will, wie die Grünen in Baden-Württemberg zur Volkspartei geworden sind, muss hierhin schauen, nach Oberschwaben, genauer in die 4600-Seelen-Gemeinde Maselheim südlich von Ulm. Hier wurde der Biologielaborant, Betriebsrat und damalige Nebenerwerbsbauer Elmar Braun 1991 zum ersten direkt gewählten grünen Bürgermeister Deutschlands gekürt. Vielleicht war er auch der erste der Welt. Das lässt sich nicht genau sagen.
Braun ist immer noch im Amt, zuletzt ist er mit 85 Prozent bestätigt worden. Wer will, kann deshalb eine Linie ziehen zwischen der Wahl in Maselheim 1991 und dem voraussichtlichen Wahltriumph des grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg am heutigen Sonntag.