Die Lage in der Geburtenabteilung des AKH in Wien hat sich verschärft. Nach zahlreichen Krankenständen musste ein Katastrophenplan aktiviert werden. Der Leiter der Geburtshilfe spricht von einem „Ausnahmezustand“.
WIEN. Die Situation in der Geburtenabteilung des AKH hat sich am Dienstag massiv verschärft. Peter Husslein, Leiter der Geburtshilfe im AKH, sprach in dramatischen Worten von einem „Ausnahmezustand“, der in den Kreißsälen herrsche.
Auslöser war nicht ein neuer Protest der AKH-Hebammen, die Ende Juni einen Anwalt eingeschaltet hatten, um gegen Personalmangel und die „teilweise drohende Gefahr für Leib und Leben“ zu protestieren (Mehr: "AKH-Missstände: Kontrollamt schaltet sich ein"). Zehn der 25 Kreißsaal-Hebammen haben sich in den vergangenen Tagen krank gemeldet. Dadurch hätte zeitweise keine einzige Hebamme im Kreißsaal anwesend sein können – was ein beträchtliches Gefahrenpotenzial sei, so Husslein. Immerhin sei das AKH eines der zwei Zentren in Ostösterreich, das für die Versorgung von Problemschwangerschaften zuständig sei. Laut Husslein wären die Ärzte der Geburtshilflichen Abteilung akut gezwungen gewesen, einen Katastrophenplan zu erstellen, bis die Situation gelöst ist.
Gegenüber der APA hat Husslein von "offensichtlichen Protestkrankenständen" gesprochen. Der Anwalt der Hebammen betont jedoch, dass seine Mandantinnen wirklich krank seien. Einige der betroffenen Frauen hätten früher bereits Schmerzmittel einnehmen müssen, um überhaupt in die Arbeit gehen zu können. Zu groß sei der Druck gewesen, so Anwalt Marcus Essl.
AKH-Chef Reinhard Krepler zur „Presse“: „Das ist eine Situation, die ich noch nie erlebt habe.“ Hebammen aus anderen Spitälern sowie niedergelassene Hebammen mussten innerhalb von wenigen Stunden organisiert werden, um die Situation im AKH entschärfen zu können. Als Reaktion kündigte Krepler an: Im AKH soll ein neues „stabiles Hebammen-Team aufgebaut werden“, die Arbeitsbedingungen für die Hebammen sollen also verbessert werden.
("Die Presse"; red.)