Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely kündigt an: Wenn das AKH mehr Hebammen braucht, wird es sie auch bekommen.
„Die Presse“: Hebammen protestieren im AKH gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen, der Kreißsaal musste kurzfristig gesperrt werden. Ist die Versorgung gefährdet?
Sonja Wehsely: Nein! Jede Frau kann mit gutem Gefühl ins AKH gehen und dort ihr Baby bekommen. Ich war am Mittwoch eineinhalb Stunden dort. Das Personal arbeitet hervorragend.
Peter Husslein, Chef der Geburtsklinik, ortet Missstände im Bereich der Stadt – weil die Stadt Wien für die Hebammen zuständig ist.
Wehsely: Husslein hat fünf Forderungspunkte erhoben, die bereits am Montag abgearbeitet wurden. Auch er hat gesagt, dass es niemals eine Gefährdung eines Babys oder einer Mutter gegeben hat.
Die Hebammen haben einen Anwalt eingeschaltet, um über unzumutbare Arbeitsüberlastung zu protestieren. Eine überzogene Aktion?
Wehsely: Im Jahr 2000 gab es 3799Geburten, 2009 waren es 2724, wobei der Personalstand gleich geblieben ist. Es wird aber eine externe Evaluierung geben. Wenn es notwendig ist, wird die Zahl der Hebammen erhöht.
Der AKH-Kreißsaal musste am Dienstag aus Personalmangel gesperrt werden. Wieso muss man da erst prüfen, ob genügend Personal zur Verfügung steht?
Wehsely: Weil es immer wieder Grippewellen gibt. Als ich am Mittwoch zu Besuch war, waren sechs Hebammen im Dienst. Aber es wird evaluiert.
Husslein hat die Personalhoheit über „seine“ Hebammen gefordert, weil diese nicht ihm, sondern der Stadt unterstellt sind.
Wehsely: Alle Uni-Kliniken haben die Struktur des AKH. Wenn das ein Problem wäre, müssten alle Abteilungen dieselben Probleme haben. Es ist aber eigenartig, dass es am Montag eine Einigung gegeben hat – und Husslein nun wieder Öl ins Feuer gießt. Ich kann Hussleins Aktivitäten nur mit dem 10.Oktober (Tag der Wien-Wahl, Anm.) erklären.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2010)