Kachelmann-Prozess dauert länger als geplant

Kachelmann-Prozess dauert deutlich länger als zunächst
Kachelmann-Prozess dauert deutlich länger als zunächst(c) EPA (Ronald Wittek / Drawing Yann Ubbelohde)
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In dem Vergewaltigungsprozess um den Moderator Jörg Kachelmann steht es Aussage gegen Aussage. Jetzt sollen die Eltern Klarheit in den Fall bringen.

Der Vergewaltigungsprozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann in Mannheim wird voraussichtlich rund zwei Monate länger dauern als zunächst geplant. Nach Angaben der Verteidigung soll bis mindestens zum 21. Dezember verhandelt werden. Rechtsanwalt Reinhard Birkenstock gab am Mittwoch bekannt, dass die 5. Große Strafkammer weitere Termine angesetzt habe. Zunächst war der Prozess bis zum 27. Oktober terminiert gewesen.

Öffentlichkeit wird ausgeschlossen

Derzeit läuft der Prozess gegen den prominenten Fernsehmoderator zunehmend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Am Mittwoch endete der vierte Prozesstag vor dem Landgericht Mannheim für die Zuschauer bereits nach zwei Stunden. Dann wurde die Mutter des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers über drei Stunden lang vernommen. Da die 70-jährige gelernte kaufmännische Angestellte auch über das Intimleben zwischen dem angeklagten Wettermoderator und ihrer Tochter befragt werden sollte, schloss der Vorsitzende Richter Michael Seidling Zuschauer und Medien vorher aus.

Vater hat bei der Polizei angerufen

So wird es voraussichtlich auch am Mittwoch kommender Woche weitergehen, wenn der Vater der 37-jährigen Hauptbelastungszeugin seine Aussage machen soll. Der Mann hatte am 9. Februar 2010 zunächst bei der Polizei angerufen und den Hörer dann an seine Tochter weitergegeben, wie der in der Verhandlung vorgespielte Mitschnitt der Notrufzentrale belegte. Medienberichten zufolge war die Tochter am Morgen nach der behaupteten Tat in die nahe gelegene Wohnung ihrer Eltern gekommen und hatte von der Vergewaltigung berichtet. Die Eltern hätten sie aufgefordert, die Polizei anzurufen. Kachelmann bestreitet die Tat und spricht von einer Falschbelastung.

Ein freundlicher Hotelgast

Eine Hotelangestellte aus dem Holiday Inn Express in Mörfelden berichtete am Mittwoch über die Ankunft Kachelmanns in der Nacht des 9. Februar wenige Stunden nach der angeblichen Vergewaltigung. Sie beschrieb Kachelmann als freundlich, Auffälligkeiten habe es nicht gegeben. Die Übergabe des Zimmerschlüssels wurde nachts um 3.28 Uhr registriert. Nach der Anklage der Staatsanwaltschaft soll die Vergewaltigung zwischen 0.30 Uhr und 1 Uhr in Schwetzingen begangen worden sein. Kachelmann flog am Folgetag von Frankfurt aus zu den Olympischen Spielen nach Vancouver.

Hat sich das Opfer selbst verletzt?

Auch am vierten Verhandlungstag des Kachelmann-Prozesses gab es Streit um die Gutachter. Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge stellte seinen bereits angekündigten Befangenheitsantrag gegen den von Kachelmann beauftragten Rechtsmediziner Bernd Brinkmann aus Münster. Er wirft dem pensionierten Professor vor, sich vorschnell festgelegt und von wahrscheinlichen Selbstverletzungen des mutmaßlichen Opfers gesprochen zu haben. Dabei habe er fälschlich blutunterlaufene blaue Flecke an beiden Oberschenkeln der Frau als symmetrisch beschrieben und daraus auf eine Selbstbeibringung mit Fäusten geschlossen. Nach den Bildern gebe es aber keine spiegelbildlich symmetrischen Hämatome, sagte Oltrogge.

Aussage gegen Aussage

Da in dem Vergewaltigungsprozess Aussage gegen Aussage steht, wird den Gutachten große Bedeutung beigemessen. Die 5. Große Strafkammer stellte die Entscheidung über den Befangenheitsantrag zurück. Ein zweiter Befangenheitsantrag der Anklage gegen einen Privatgutachter soll folgen, wurde am Mittwoch aus formalen Gründen jedoch zurückgestellt.

(APA/dapd)

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