Quergeschrieben

Erinnerungen an den Putsch auf der Löwelbühne

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Viele Polit-Oldies klagen über Rücktrittsschmerzen. Werner Faymann schweigt. Und wird von der (Partei-) Geschichte rehabilitiert werden.

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Erinnern Sie sich noch an die ersten Maitage vor fünf Jahren? Am Tag der Arbeit fegte ein pfeifkonzertanter Orkan den damaligen SPÖ-Parteivorsitzenden und Bundeskanzler Werner Faymann beinah vom Rathausplatz, als dieser, ohne Nelke im Knopfloch, ans Rednerpult trat und den innerroten Flügelkämpfern einen „gemeinsamen Weg“ vorschlug. „Ein Bundeskanzler, der sich von kritischen Diskussionen zurückdrängen lässt, hätte erst gar nicht Bundeskanzler werden sollen“, sagte er galgenhumorig, im Übrigen werde er trotz der Missfallenskundgebungen an seinem Kurs festhalten. Der hatte allerdings nur mehr ein paar Tage Lebensdauer: Am 9. Mai 2016 warf Faymann das Handtuch, wieder drei Tage später trat ÖBB-Manager Christian Kern die Nachfolge als SP-Parteichef und Bundeskanzler an.

Es lohnt übrigens, in den „Presse“- und ORF-Archiven nach Interviews zu stöbern, die der Medienmanager Gerhard Zeiler damals gab. Demnach war Faymanns Demontage ein von langer Hand geplanter Deal zwischen ihm und Kern: „Es gab die Vereinbarung zwischen uns, im Fall des Falles den jeweils anderen zu unterstützen. Das war eine klare Rollenverteilung.“ Der Ex-Sinowatz- und Ex-Vranitzky-Sekretär, der sich immer wieder als Retter aus der roten Not positioniert, sagte im „Presse“-Interview auch, er hoffe, „dass auch in der ÖVP die Leute das Ruder übernehmen, die Veränderungen und Reformen wollen. Das brauchen wir nämlich.“ Bekanntlich ruderte damals noch der schwarze Reinhold Mitterlehner, ein Jahr später enterte Sebastian Kurz die Kommandobrücke, färbelte die Partei auf Türkis um und segelte an Kern und später auch an Kerns Nachfolgerin Pamela Rendi-Wagner vorbei ins Bundeskanzleramt.

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