Münzwurf entschied nach Gleichstand bei Wahl in England

Wahlen aller Art.
Wahlen aller Art.(c) imago images/Stella Pictures (Matt Wilkinson via www.imago-images.de)
  • Drucken

Der britische "Super-Wahltag", bei dem am Donnerstag nicht nur in Schottland und Wales neue Regionalparlamente gewählt wurden, sondern auch zahlreiche Bürgermeister, verlangte Beteiligten wie Beobachtern viel Geduld ab.

Auf kuriose Weise ist eine Bezirksratswahl im englischen Barnsley entschieden worden. Im Bezirk Rockingham erhielten die Kandidaten der Labour-Partei und der konservativen Tories jeweils 1084 Stimmen. Auch zwei Nachzählungen fanden keinen Fehler. Deshalb wurde der Sieger schließlich per Münzwurf bestimmt: Labour-Politikerin Nicola Sumner wählte "Zahl" und gewann. Das berichtete die BBC am Samstag.

Auch eine weitere Abstimmung endete remis. Im Bezirksrat von Northumberland wurde ein Platz durch Los entschieden, nachdem zwei Kandidaten gleichauf lagen - mit einem Erfolg für die Liberaldemokratin Isabel Hunter. "Es fühlt sich merkwürdig an, unter diesen Umständen zu gewinnen", sagte Hunter.

"Super-Wahltag"

Der britische "Super-Wahltag", bei dem am Donnerstag nicht nur in Schottland und Wales neue Regionalparlamente gewählt wurden, sondern auch zahlreiche Bürgermeister und ein neu zu vergebendes Mandat im Unterhaus, verlangte Beteiligten wie Beobachtern viel Geduld ab: Wegen der Corona-Pandemie wurden keine Nachwahlbefragungen durchgeführt und der Auszählungsprozess umstrukturiert, so dass einige Ergebnisse erst mehrere Tage nach der Wahl erwartet wurden.

In Wales gingen Beobachter von einem Wahlsieg der Labour-Partei von Regierungschef Mark Drakeford aus. Ein Ergebnis sollte noch am Freitag verkündet werden. Anderswo musste die Labour-Partei herbe Verluste hinnehmen: Besonders schmerzhaft war die Niederlage der Sozialdemokraten in der Nordsee-Stadt Hartlepool, die seit Jahrzehnten als traditionelle Labour-Hochburg galt. Erstmals jagte nun Johnsons Konservative Partei Labour bei einer Nachwahl das Unterhausmandat in der nordostenglischen Stadt ab.

Auch bei den Kommunalwahlen in weiten Teilen Englands zeigte sich in Gegenden, die mehrheitlich für den Brexit gestimmt hatten, eine Wählerbewegung zu den Konservativen. Damit wurde ein Trend bestätigt, der bereits bei der Parlamentswahl vor zwei Jahren eingesetzt hatte und Johnson einen großen Sieg beschert hatte. Der zutiefst enttäuschte Parteichef Keir Starmer übernahm am Freitag die Verantwortung für die Niederlage und kündigte an, die Partei grundlegend verändern zu wollen. Starmer hatte versucht, das Thema Brexit zu meiden und so die Partei für die traditionelle Anhängerschaft in Nordengland wieder wählbar zu machen. Doch diese Strategie gilt nun als gescheitert.

Auf einen wichtigen Sieg kann Labour noch in der britischen Hauptstadt hoffen: Bei der Bürgermeisterwahl in London wird mit einem Sieg von Amtsinhaber Sadiq Khan gerechnet. Doch die Auszählung dieser Stimmen dürfte sich voraussichtlich bis Sonntag hinziehen.

Schottische Nationalpartei hofft weiter auf Mehrheit

Bei den Regionalwahlen in Schottland hofft die Pro-Unabhängigkeitspartei SNP von Regierungschefin Nicola Sturgeon weiter auf eine absolute Mehrheit. Experten konnten nach der Auszählung von knapp 50 Wahlbezirken aber auch am Freitagabend noch keine klare Prognose für den Ausgang abgeben. Bis dahin konnte die SNP gut zwei Dutzend ihrer bisherigen Sitze verteidigen und den Konservativen des britischen Premierministers Boris Johnson und der Labour-Party je ein Mandat abjagen.

Einige Mandate, die für eine absolute Mehrheit nötig wären, verfehlte die SNP jedoch. Sturgeon, die ihr Direktmandat im Süden Glasgows mit einer klaren Mehrheit verteidigte, will ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum ausrufen und Schottland in die Eigenständigkeit führen. Die Wahl gilt deshalb als richtungsweisend für die Zukunft des gesamten Vereinigten Königreichs. Die Regierungschefin hofft auf einen klaren Wahlsieg, um mehr Druck auf London ausüben zu können. Mit endgültigen Ergebnissen wurde erst am Samstag gerechnet, die Wahlbeteiligung lag der BBC zufolge mit rund 64 Prozent deutlich höher als zuletzt.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

BRITAIN-POLITICS-VOTE
Großbritannien

Johnsons Konservative stürmen rote Hochburg, Warten auf Schottland

Konservative feiern in einer Nachwahl zur Parlamentswahl 2019 einen historischen Erfolg in England. Die Regionalwahlen dürften für Labour ungünstig laufen. In Schottland kratzen die Nationalisten an der absoluten Mehrheit.
Großbritannien

Historischer Sieg: Britische Konservative erobern bei Nachwahl in Labour-Hochburg

Erstmals seit Jahrzehnten hat die Konservative Partei Labour das Unterhausmandat in der nordostenglischen Stadt Hartlepool abgejagt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.