Vorurteile sind härter als Beton

Nachhaltige Immobilien Vorurteile sind
Nachhaltige Immobilien Vorurteile sind
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Planen und Bauen. Obwohl manche Investoren und Developer nachhaltige Immobilienprojekte immer noch mit Misstrauen betrachten, werden sie von der löblichen Ausnahme zur Norm.


Die Mieter lieben sie, doch viele Investoren verschmähen sie nach wie vor: Nachhaltige Gebäude reduzieren die Betriebskosten und erhöhen die Arbeitsproduktivität - das bescheinigen ihnen Experten. Und auch das Gebäude-Image profitiert. Allgemein verschiebt sich der Fokus in der Betrachtung einer Immobilie von der Errichtungsphase auf das, was das Gebäude während seiner gesamten Lebensdauer leistet. „Man stellt ja ein Projekt nicht nur fertig, sondern man betreibt es auch", erklärt Friedrich Wachernig, Vorstand der Sparkassen Immobilien AG, „80 Prozent der Lebenszykluskosten einer Immobilien fallen ja erst nach der Erstellung an."

Doch viele Investoren beherzigen noch nicht, was Experten predigen - dies lässt zumindest die Studie der deutschen Union Investment Real Estate GmbH „Immobilieninvestments in Europa" vermuten. 185 Investitionsentscheider von Immobilienunternehmen und institutionellen Anlegern in Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurden dazu befragt; und nur 54 Prozent von ihnen waren der Meinung, dass Nutzer und Investoren gleichermaßen von nachhaltigen Gebäuden profitieren. Doch zumindest habe sich im Vergleich zur letzten Umfrage angedeutet, „dass das Bewusstsein der ökonomischen Chancen von nachhaltigen Gebäuden unter den Investoren zugenommen hat", erklärt Reinhard Kutscher, Vorsitzender der Union Investment Real Estate GmbH.

Mehr Kosten, mehr Ersparnisse

So verlockend die Vorteile sind, die nachhaltige Immobilien mit sich bringen, so sehr lassen sich viele noch immer von den Mehrkosten für Errichtung, Planung, Wartung und Instandsetzung abschrecken. Ein Argument, dem Reinhard Schertler, Vorstand der S?+?B Gruppe AG nicht viel abgewinnen kann: „Vielleicht amortisiert sich ein nachhaltiges Gebäude nicht so schnell wie eine herkömmliche Immobilie, aber ein Gebäude steht ja auch länger als zehn oder 20 Jahre."


Auch Phillip Kaufmann, Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), meint: „Wir wollen nicht Verzicht lehren, sondern Gewinn ermöglichen. Uns geht es nicht um Beschränkung, sondern um Verantwortung." Im September 2009 wurde die ÖGNI von 125 Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft ins Leben gerufen. Mittlerweile besteht der Verein aus 182 Mitgliedern und gilt als wichtige Plattform für nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften in Österreich. „Wir sind mit der Entwicklung mehr als happy. Fünf Projekte zur Zertifizierung haben wir uns als Ziel gesetzt, jetzt haben wir rund 100", erzählt Kaufmann. Und jene Projekte, die auf „Grün" geschaltet haben, kommen aus allen möglichen Sparten.


Schon das „Österreich Haus" der letzten Olympischen Spiele in Vancouver war ÖGNI-zertifiziert, ein Spar-Supermarkt in Murau, die Bildungseinrichtung Nordbahnhof in Wien, ein Kindergarten in Guntramsdorf, die Bürohäuser „Rund Vier" in Wien und der Power Tower in Linz oder die Med-Uni in Graz; der BIG sollen jetzt dazukommen.


Das Thema Nachhaltigkeit zieht auch in Osteuropa immer weitere Kreise. Verantwortlich dafür sind vor allem die Aktivitäten internationaler Developer, Investoren und Mieter. „Es sind viele internationale Unternehmen in Osteuropa vor Ort. Diese stellen die Auflagen bei den Projekten so, weil sie denselben Standard in Ost- wie in Westeuropa haben wollen", erklärt Wachernig. „Man trachtet ja danach, auch die europäischen Normen zu erfüllen und nicht nur die lokalen Richtlinien." Das will auch etwa der Zebra Tower in Warschau, der von der S?+?B Gruppe AG errichtet wurde und die erste Leed-Zertifizierung erhielt, die in Warschau vergeben wurde.

Nachhaltig, auch sozial

Für die s-Immo AG zählt als Kriterium für die Werthaltigkeit auch der soziale Aspekt der Immobilie, sie sollte stark in das Umfeld integriert sein. Das sei ein Teil der „Corporate Social Responsibility" so Wachernig, Das Sun-Plaza-Shoppingcenter in Bukarest und das Serdika-Center in Sofia seien Beispiele dafür. Sie verfügen neben einem Kindergarten auch über eine Turnhalle, außerdem werden die beiden Einkaufszentren auch immer wieder für verschiedene lokale Veranstaltungen genutzt.

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