Gaza-Konflikt

Israel: "Für jeden Angriff muss es gezielte Tötungen geben"

Palästinenser sitzen in einem Zelt auf den Resten ihres zerbombten Hauses.
Palästinenser sitzen in einem Zelt auf den Resten ihres zerbombten Hauses.(c) Reuters
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Israel habe im Gaza-Konflikt bisher aus Sorge vor einem Krieg immer vermieden, den ersten Schritt zu unternehmen. Dies werde sich nun ändern, heißt es.

Israelische Minister haben nach der Waffenruhe im Gaza-Konflikt bekräftigt, dass Israel künftig auf jeden Angriff aus dem Palästinensergebiet deutlich härter reagieren werde als zuvor. Finanzminister Israel Katz von der rechtskonservativen Regierungspartei Likud sagte dem Radiosender 103FM am Sonntag: "Für jeden Angriff auf den Süden muss es gezielte Tötungen von Hamas-Führern geben und Feuer auf Hamas-Ziele."

Israel habe bisher aus Sorge vor einem Krieg immer vermieden, den ersten Schritt zu unternehmen. Dies werde sich nun ändern, sagte Katz. Yahya al-Sinwar, Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen, werde für jeglichen Angriff "mit seinem Kopf bezahlen". Sein Parteikollege, Siedlungsminister Zachi Hanegbi, ging im Interview mit TV-Sender Kanal 13 noch weiter: "Wir dürfen nicht auf Raketenangriffe warten." Auch eine neue Aufrüstung der Hamas mit Raketen wäre aus seiner Sicht ein Grund für Israel, einen Angriff zu initiieren. Er sprach von einer "totalen Veränderung der Gleichung" gegenüber der islamistischen Organisation. "Wir haben das nie getan, jetzt ist es an der Zeit, es zu tun."

Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach Inkrafttreten der Waffenruhe in der Nacht auf Freitag von "neuen Spielregeln" gegenüber der Hamas gesprochen. Israel werde auf neue Raketenangriffe aus dem Gazastreifen in aller Härte reagieren, warnte er.

Unter Vermittlung Ägyptens hatten sich Israel und die im Gazastreifen herrschende Hamas nach elf Tagen auf eine Waffenruhe verständigt. Nach Angaben der israelischen Armee hatten militante Palästinenser während des Waffengangs mehr als 4360 Raketen auf Israel abgefeuert. 680 davon seien im Gazastreifen selbst eingeschlagen. Bei den Angriffen seien in Israel 13 Menschen getötet worden. Die israelische Armee habe mehr als 1500 Ziele in dem Küstenstreifen beschossen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden 248 Palästinenser getötet, mehr als ein Viertel davon Minderjährige. Israels Armee spricht dagegen von mehr als 200 getöteten militanten Palästinensern im Gazastreifen.

Britischer Solidaritätsprotest

Bei Protesten in Großbritannien brachten unterdessen Tausende Menschen ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck. Die Organisatoren schätzten, dass allein bei einem propalästinensischen Protest in London am Samstagnachmittag mehr als 180.000 Menschen dabei gewesen seien. Von unabhängiger Seite ließ sich diese Zahl nicht bestätigen. Die Polizei sprach am späten Abend in ihrem Lagebericht von "einer beträchtlichen Anzahl" an Teilnehmern, gab aber keine konkrete Zahl an.

Auf einen Blick

Am Freitag war es auch nach der Waffenruhe auf dem Tempelberg zu neuen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Palästinensischen Rettungskräften zufolge wurden 15 Menschen durch Gummigeschosse der Polizei verletzt. Nach Angaben der israelischen Polizei waren Polizisten zuvor aus einer Menge von Hunderten jungen Menschen mit Steinen und einem Brandsatz beworfen worden. Nach Angaben der israelischen Polizei wurden in der Nacht auf Sonntag 33 Palästinenser festgenommen, die bei den Ausschreitungen in Ost-Jerusalem beteiligt gewesen seien. Bereits am Samstag kam es zu mehreren Festnahmen.

(APA/dpa/Red. )

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