Konjunktur

Die Aussichten werden immer besser

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Die OeNB hebt ihre Prognose gegenüber dem März neuerlich an. Heuer und 2022 soll die Wirtschaft um über vier Prozent wachsen. Mehr zum Thema wird aber auch die Inflation.

Wien. Nach Monaten der wirtschaftlichen Unsicherheit gibt es wieder ausschließlich positive Worte bei Konjunkturprognosen. So auch seitens der Nationalbank, die am Freitag ihre aktualisierte Vorschau präsentierte. „Heuer und 2022 sind von einem deutlichen Aufholprozess geprägt“, so OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Und: „Die Erholung ist wesentlich schneller, als wir es noch im Dezember erwartet haben.“

In konkrete Zahlen gegossen bedeutet das für heuer eine Wachstumsrate von 4,6 Prozent und für 2022 eine sogar noch leicht darüberliegende von 4,7 Prozent. Erst im Jahr 2023 werde sich der Aufholprozess wieder „normalisieren“ und es wird ein Wachstum von 2,1 Prozent erwartet. Aber auch dieser Wert liege immer noch deutlich über dem Niveau, das vor der Krise üblich war.

Erholung international

Grund für diese Verbesserung ist einerseits die doch noch erfolgreich angelaufene Impfkampagne, die es Österreich ermöglicht, ab Juli weitgehend auf wirtschaftsschädigende Einschränkungen zu verzichten. Hinzu kommt aber auch ein positives internationales Umfeld – außerhalb Europas erfolgt die Erholung mitunter ja noch wesentlich schneller und liegt etwa in den USA heuer bei prognostizierten 6,6 Prozent.
Das führe dazu, dass alle drei Hauptsegmente der Wirtschaft (privater Konsum, Anlageinvestitionen und Exporte) gleichzeitig zum Aufschwung beitragen, so OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald. Nach Berechnungen der Nationalbank wird Österreich daher auch bereits im ersten Quartal 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreicht haben – ein Vierteljahr nach Deutschland.

Die OeNB ist damit wesentlich optimistischer als etwa die OECD, die diesen Zeitpunkt für Österreich erst im Herbst des kommenden Jahres sieht – ein Vierteljahr nach Italien. Holzmann erklärt sich diese Differenz auf Nachfrage durch die unterschiedliche Datenlage, die den Prognosen zugrunde liegen. Und er zeigt sich selbstbewusst, dass die Daten und damit auch die Prognose der OeNB in dieser Frage richtiger sei.
In jedem Fall ist die „Lücke im BIP“ beinahe geschlossen, so Ritzberger-Grünwald. Das zeige der wöchentliche Konjunkturindikator, den die OeNB seit Ausbruch der Krise erhebt (siehe Grafik). Demnach lag das Minus gegenüber dem Vorkrisenzeitraum im ersten Lockdown noch bei rund minus 25 und im vergangenen Winter bei etwas über minus zehn Prozent. „Das ist inzwischen auf nur noch ein Prozent geschrumpft“, sagt Ritzberger-Grünwald. Und aufgrund der weiteren Lockerungen im Sommer dürfte der nach wie vor angeschlagene Tourismus in den kommenden Wochen auch stärker zu laufen beginnen.

Ein wichtiger Grund für die schnelle Erholung ist, dass Geld, das im Vorjahr gespart wurde, nun ausgegeben wird. In Summe haben die Österreicher laut Berechnungen der OeNB in Krisenmonaten zusätzlich zur „normalen Sparquote“ von acht Prozent des BIPs noch zusätzlich sechs Prozentpunkte gespart. Zum Großteil war das ein Zwangssparen, weil es keine Möglichkeit gab, das Geld auszugeben. In Summe seien so etwa 20,4 Mrd. Euro zusammengekommen. Und davon würden nun drei Milliarden zusätzlich in den privaten Konsum fließen.

„Inflation ist Sorgenkind“

Diese erhöhte Nachfrage treibt aber auch die Teuerung an, wie an den jüngsten Inflationszahlen zu sehen war. Laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria lag der Preisanstieg im Mai bei 2,8 Prozent. „Die Inflation ist derzeit unser Sorgenkind“, meint die OeNB-Chefökonomin dazu. Auch wenn man bei der Nationalbank davon ausgeht, dass sich die Werte mittelfristig wieder abschwächen. Laut Holzmann sei dies ein Thema, das in den kommenden Wochen genau beobachtet und analysiert werden müsse. Sollte die Rate dauerhaft über drei Prozent steigen, könnte dies auch zu einem Umdenken der EZB-Strategie führen.

Gestiegen ist durch die Krise auch die Staatsverschuldung – auf zuletzt fast 84 Prozent des BIPs. Die Zinsausgaben sanken dennoch weiter und werden bald unter einem Prozent des BIPs liegen (siehe Grafik). Grund dafür ist, dass der Staat alte – höher verzinste Anleihen – gegen niedrig verzinste Bonds tauschen kann (Revolvierungseffekt).
Holzmann sieht in Summe daher auch einen „Spielraum“ für mögliche Zinserhöhungen.

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