Die Gruppenphase der EM 2020 lieferte interessante Trends, vor allem die hohe Eigentor-Quote überrascht. Dass Elfmeter verschossen werden, ist längst nicht mehr eine englische Angelegenheit.
Nyon. Viele Eigentore, erstaunliche Elfmeter-Fehlschüsse und ein Tor-Schnitt, der Hoffnung auf mehr Treffer als bei der EM 2016 macht. Nach der Gruppenphase gibt es bei der Fußball-EM einige Auffälligkeiten.
So torreich wie der 4:2-Sieg Deutschlands gegen Portugal war bei der EM 2016 zwar auch das Vorrunden-Spiel zwischen Ungarn und Portugal (3:3), doch sonst fielen damals überwiegend weniger Treffer.
Das für die meisten Fans spektakulärste Tor war das des Tschechen Patrik Schick, der beim 2:0 gegen Schottland aus mehr als 45 Metern das EM-Tor aus der größten Distanz erzielte. Auch der Außenrist-Schlenzer von Luka Modrić beim 3:1 Kroatiens in Schottland gehört schon jetzt zu den Highlights.
Die Eigentor-Flut. An eine Rekordverbesserung hatten alle Beteiligten nie gedacht. Achtmal landeten Bälle in der Gruppenphase im eigenen Netz. Vom Novum durch Deutschland, das als erstes Team in der EM-Geschichte ein Eigentor verschuldete, aber von zwei Eigentoren (Portugal) profitierte, bis zum Slapstick-Tor des slowakischen Torhüters Martin Dubravka (0:5 gegen Spanien) war alles dabei. Und 2016? Da gab es nur drei Eigentore.
Vergebene Elfmeter. 14 Strafstöße wurden verhängt, das ist schon ein EM-Höchstwert. Dass allerdings sechs davon nicht verwandelt wurden, ist ebenfalls eine kuriose Bestmarke. Und die K.-o.-Phase hat erst begonnen. Bei der EM 2016 verschossen Mesut Özil, Cristiano Ronaldo, Aleksandar Dragović (gegen Island) und Sergio Ramos. Acht Strafstöße wurden verwandelt.
Torschnitt. In 36 Spielen fielen 94 Tore, das macht einen Schnitt von 2,6 Treffern pro Spiel. In der Vorrunde 2016 durften die Fans nur 1,92 Treffer pro Partie bejubeln. Inklusive K.-o.-Runde wurde diese Bilanz dann auf 2,1 gesteigert, 108 Tore in 51 Spielen.
Verjüngungskur. Kacper Kozlowski aus Polen ist mit 17 Jahren und 246 Tagen der jüngste Spieler, der je bei einer EM mitwirken konnte. Jüngster österreichischer Torschütze ist Christoph Baumgartner. Der 22-Jährige besorgte das 1:0 gegen Ukraine.
Heimvorteil. Das mit dem Heimspiel ist ja eh so eine Sache bei einer EM in elf Ländern und dann noch angesichts meist herrschender Zuschauer-Beschränkungen. Jedenfalls gab es bisher bei 23 Partien mit einer Mannschaft im eigenen Land elf Siege.
Fünfmal trennten sich die Gastgeber vom Gegner mit einem Remis, siebenmal verloren sie sogar.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2021)