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Italien-Trainer über Österreichs Leistung: "Sie machen dir das Leben sehr schwer"

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Österreich sei zwar nicht so gut wie die Teams, die noch auf Italien in der nächsten Runde warten, aber man hätte gewusst, dass „es vielleicht sogar härter wird als das Viertelfinale“. Lob gab es auch von italienischen Medien über die rot-weiß-rote Teamleistung.

Italiens Fußball-Teamchef Roberto Mancini ist am späten Samstagabend ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Noch nie bei diesem Turnier war sein Team mit derart erheblichem Widerstand konfrontiert gewesen. Österreich brachte den haushohen Favoriten, mittlerweile den Landesrekord 31 Partien in Folge ungeschlagen, im EM-Achtelfinale an den Rand einer Niederlage. Mancini war nicht überrascht. "Wir haben gewusst, dass es vielleicht sogar härter wird als das Viertelfinale."

Am Ende setzte sich Italien in Wembley mit 2:1 nach Verlängerung durch - eine Zitterpartie. "Österreich bringt Italien wie keine andere Mannschaft bisher in Schwierigkeiten", urteilte die "Gazzetta dello Sport" in ihrer Sonntag-Ausgabe. Das war vor allem der Spielweise und der Physis der Österreicher geschuldet. Immer wieder setzten sie die Italiener mit ihrem hohen Pressing unter Druck. Der Favorit wankte, fiel aber nicht. Im Viertelfinale am Freitag in München wartet nun der Weltranglisten-Erste Belgien oder Titelverteidiger Portugal.

"Natürlich ist Österreich nicht so gut wie die Teams, auf die wir in der nächsten Runde treffen", meinte Mancini. "Aber sie machen dir das Leben sehr schwer. Wir haben uns viele ihrer Spiele angesehen - und sie bereiten dir wirklich Probleme." Wirklich dominiert hätten die Italiener nur in der ersten Hälfte. "Da hätten wir ein Tor erzielen müssen", betonte Mancini. "Wir sind danach ein bisschen ins Straucheln gekommen, weil Österreich eine harte Nuss zu knacken ist." Österreich sei schwer zu verkraften, meinte die Sportzeitung "Corriere dello Sport". "Wie einige seiner Torten."

Wir wussten, dass sie uns so pressen werden“ 

In der Verlängerung brach der eingewechselte Federico Chiesa mit einer sehenswerten Aktion den Bann. "Ich glaube, dass wir verdient aufgestiegen sind", meinte der Matchwinner. Zum Spieler des Spiels wurde Assistent Leonardo Spinazzola gewählt - zum zweiten Mal in Italiens vier bisherigen EM-Partien. Der offensivstarke Linksverteidiger von AS Roma ist einer der Entdeckungen des Turniers. "Wir wussten, dass Österreich ein sehr hartes, physisch starkes Team ist, und dass sie uns so pressen werden", sagte der 28-Jährige. "Aber wir haben gezeigt, dass wir ein großartiges Team sind - auch als es hart war, haben wir zusammengehalten."

Das gilt es auch gegen die Belgier oder die Portugiesen, die einander am Sonntagabend (21.00 Uhr/live ORF 1) in Sevilla gegenüberstanden. Ob er lieber gegen Romelu Lukaku, Kevin de Bruyne und Co. oder gegen Cristiano Ronaldo antreten würde, darauf wollte sich Mancini nicht festlegen. "Wenn man ins Viertelfinale kommt, dann ist es nicht einfach. Idealerweise hätten wir gern beide vermieden, aber das ist nicht möglich." Startorhüter Gianluigi Donnarumma, der von den Österreichern erstmals in diesem Jahr im Nationalteam bezwungen wurde, nimmt es, wie es kommt. "Egal, gegen wen wir spielen, wir werden das Spiel mit der richtigen Einstellung angehen."

Internationale Pressestimmen

Großbritannien

"Sunday Mail": "Italien, von vielen zur besten Mannschaft dieser EM gekürt, überlebte gestern Abend im Wembley-Stadion mit einem gewaltigen Schrecken gegen Österreich und schaffte es ins Viertelfinale. Roberto Mancini, der König der Coolness, sah schon ziemlich zerzaust aus, als der Schlusspfiff am Ende der Verlängerung sein Team vor dem bisher größten Schock des Turniers bewahrte."

"Sunday Times": "Wembley pulsierte, es beherbergte fahnengeschmückte Österreicher und lärmende italienische Londoner, die ihre Nationalhymne schmetterten. Das Stadion erlebte seinen besten Fußball - Entschuldigung an England - bei der EURO 2020. Das Tempo und der Zweck von Italiens Kontern und die Sicherheit ihrer Pässe sprachen für eine selbstbewusste Mannschaft, mit den besten Mittelfeldspielern des Turniers im Mittelpunkt."

"Sunday Telegraph": "Roberto Mancinis unschlagbare Burschen in Blau marschieren weiter durch die EURO 2020 - eine Mannschaft, die vergessen zu haben scheint, wie sich Niederlagen anfühlen und gezeigt hat, tief in der Verlängerung in Wembley, dass sie mit dem Turnierdruck umzugehen weiß."

Deutschland

"BILD am Sonntag": "Italien mit Weltrekord im Viertelfinale! Erstes Gegentor nach 1170 Minuten - Kalajdzic trifft zu spät für tapfere Ösis. Italien ist doch noch Italien. In der Vorrunde begeisterte die Mannschaft von Roberto Mancini (56) mit tollem Offensiv-Fußball. Im Achtelfinale vor 18.910 Zuschauern in London gibt's gegen tapfer verteidigende Österreicher erst nach Verlängerung ein 2:1. Dabei zeigt sich Italien vor allem nach der Pause, wie man es von früher kennt: defensiv stabil, offensiv schwerfällig. Zweimal hilft der Videobeweis der Squadra Azzurra, bevor Joker Federico Chiesa (23) Italien erlöst (95.)."

"Welt am Sonntag": "Österreich verpasst das Wunder knapp. Niederlage gegen Italien in der Verlängerung. Die Sensation war zum Greifen nah. Österreich zwang Italien im EM-Achtelfinale von London mit einem 0:0 in die Verlängerung, am Ende setzte sich aber der hohe Favorit 2:1 durch. Österreich reist erhobenen Hauptes ab."

Spanien

"Marca": "Italien schaut gegen tapfere Österreicher am Ende auf die Zeit. Ein Spiel, das Mancinis Männern nicht leicht fiel. Kalajdzic' Tor in der 113. Minute machte die Italiener nervös. Italien, das Team der Rekorde, voller Siege durch die Gruppenphase gegangen, das den Rekord für ungeschlagene Spiele übertroffen und ein fröhliches und starkes Spiel gezeigt hatte, musste unbeschreiblich leiden gegen ein tapferes, organisiertes Österreich, das offensiv ins Viertelfinale wollte."

"As": "Die EURO verabschiedet sich von Bale und Alaba. Österreich fällt, nachdem es Österreich in die Verlängerung gebracht hat. Italien versteht es auch, auf die alte Weise zu gewinnen. Österreich war heroisch und verdiente es, in die Verlängerung zu kommen, aber dort fiel es gegen die Qualität von Mancinins Wechselspielern, die das Viertelfinal-Ticket holten - viel komplizierter als erwartet."

Frankreich

"L'Equipe": "Italien erschreckt sich, aber eliminiert Österreich im Achtelfinale der EURO. Nicht fähig, am Samstag eine Entscheidung in der regulären Spielzeit herbeizuführen, muss Italien bis in die Verlängerung warten, um sich für das EM-Viertelfinale zu qualifizieren. Auf dem Papier hatte Österreich vor dem Spiel fast keine Chance, aber Italien kam fast ins Verderben, angeschlagen und in die Verlängerung gedrängt von seinem transalpinen Rivalen."

Schweiz

"Blick": "Ösis im Tal der Tränen. Joker erlösen Italien in der Verlängerung. Was für ein Nervenspiel im Wembley: Erst in der Verlängerung ringt Italien die Ösis mit 2:1 nieder. Alle Torschützen werden eingewechselt."

(APA/DPA)

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